Unser Versprechen einer Bildung für alle einlösen - Education Cannot Wait
Unsere Investitionen in Bildung – insbesondere für Kinder in Krisen und Konflikten – sind Investitionen in eine bessere Zukunft.
GENF, 24. Januar 2023 /PRNewswire/ -- Anlässlich des Internationalen Tags der Bildung müssen die Staats- und Regierungschefinnen und -chefs der Welt ihr Versprechen einlösen, bis 2030 eine hochwertige Bildung für alle bereitzustellen.
Bei Krieg ist Bildung eine Investition in Frieden, bei Ungerechtigkeit eine Investition in Gleichheit, bei Armut eine Investition in Wohlstand.
Machen wir uns nichts vor: Es gibt eine globale Bildungskrise, die droht, jahrzehntelange Entwicklungserfolge zunichte zu machen, neue Konflikte auszulösen und den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt in aller Welt umzukehren.
UNO-Generalsekretär António Guterres äusserte sich am letztjährigen Gipfel zum Bildungswandel, dem Transforming Education Summit, wie folgt: «Wenn wir unsere Welt bis 2030 entsprechend den Zielen für nachhaltige Entwicklung umgestalten wollen, muss die internationale Gemeinschaft dieser (Bildungs-)Krise die Aufmerksamkeit schenken, die ihr gebührt.»
Als «Education Cannot Wait» (ECW), der globale UNO-Fonds für Bildung in Notsituationen und Langzeitkrisen, 2016 gegründet wurde, schätzten wir die Zahl der krisenbetroffenen Kinder, die Bildungshilfe benötigten, auf 75 Millionen. Mittlerweile sind es 222 Millionen, also dreimal mehr.
Von den 222 Millionen Kindern, denen das Recht auf Bildung durch die Multiplikationseffekte von Konflikten, Klimawandel und anderen langwierigen Krisen entzogen wurde, gehen etwa 78 Millionen – mehr als die Gesamtbevölkerung Frankreichs, Italiens oder des Vereinigten Königreichs – überhaupt nicht zur Schule.
Selbst wenn sie die Schule besuchen, erreichen viele von ihnen nicht die Mindestanforderungen in Mathematik oder Lesen. Denken Sie über diese erschreckende Statistik nach: 671 Millionen Kinder und Jugendliche weltweit können nicht lesen. Das sind mehr als 8 Prozent der Gesamtbevölkerung der Welt. Eine ganze Generation läuft hier Gefahr, den Anschluss zu verlieren.
Dass wir in einer vernetzten Welt leben, wird uns immer wieder vor Augen geführt: der Krieg in der Ukraine, aber auch die Herausforderungen im Zusammenhang mit der venezolanischen Migration nach Kolumbien und Südamerika, die unverzeihliche Verweigerung des Rechts auf Bildung für Mädchen in Afghanistan und die verheerende, durch den Klimawandel bedingte Dürre am Horn von Afrika, aufgrund deren 22 Millionen Menschen von einer schweren Hungerkrise betroffen sind. Diese Probleme sind nicht auf Afrika, den Nahen Osten, Osteuropa, Südamerika oder Zentralasien beschränkt, sondern vielmehr kollektive Probleme für die ganze Welt, die wir alle gemeinsam bewältigen müssen.
An jedem Tag, in jeder Minute sind Kinder an Orten wie Myanmar, dem Sahel, Südamerika und dem Nahen Osten auf der Flucht vor Gewalt und Verfolgung. An jedem Tag, in jeder Minute werden Jungen in Somalia, der Zentralafrikanischen Republik und anderswo als Kindersoldaten rekrutiert. An jedem Tag, in jeder Minute lässt die Klimakrise das Ende der Menschheit näher rücken, und Kinder hungern, da ihnen das Recht verweigert wird, zur Schule zu gehen – wo sie ihre vielleicht einzige Mahlzeit am Tag bekommen. Und inmitten von Konflikten, Migration und Klimawandel ringen Regierungen wie in Kolumbien darum, Kindern in schwer zugänglichen Gebieten die grundlegendsten Lebens- und Bildungsbedingungen zu ermöglichen.
Es ist ein Angriff auf unsere Menschlichkeit, ein moralischer Affront gegen die verbindlichen Zusagen in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und ein gewaltiger Rückschritt für unsere hartnäckigen Bemühungen, in diesen Zeiten – trotz aller Widrigkeiten – Frieden herbeizuführen.
Doch es gibt Grund zur Hoffnung. Dank einer neuen Arbeitsweise, die rasche humanitäre Hilfe mit umfassender Entwicklungszusammenarbeit verknüpft, haben ECW und seine strategischen Partner in nur fünf Jahren 7 Millionen Kinder erreicht, und in den nächsten vier Jahren sollen weitere 20 Millionen hinzukommen.
Stellen Sie sich vor, was Bildung für ein Kind des Kriegs bedeuten kann? In der Demokratischen Republik Kongo hat die 13-jährige Nyota ihren Vater und ihre Brüder bei einem brutalen Angriff auf ihr Dorf verloren. Das Heim ihrer Familie brannte bis auf die Grundmauern nieder.
In einem Land, in dem 3,2 Millionen Kinder nicht zur Schule gehen, sah die Zukunft für Nyota düster aus. Würde sie Kinderbraut oder Opfer sexueller Gewalt werden, in eine weitere tragische Statistik in einer vergessenen Krise eingehen?
Nein, Nyota hat nicht aufgegeben. Mit Unterstützung eines von ECW finanzierten innovativen Programms besucht Nyota nun wieder die Schule. «Ich träume davon, nach Abschluss der Schule Präsidentin meines Landes zu werden, um den Krieg hier zu beenden. Dann können die Kinder in Frieden lernen und müssen nicht dieselben schrecklichen Geschehnisse erleben wie ich.»
Nyota ist nicht allein: Wir haben inspirierende Briefe von Mädchen und Jungen aus über 20 von Krisen betroffenen Ländern in aller Welt erhalten, die verdeutlichen, wie überaus wertvoll Bildung dabei ist, Leben zu verändern und eine bessere Zukunft für künftige Generationen zu gestalten.
Am 16. und 17. Februar 2023 kommen Staats- und Regierungschefinnen und -chefs aus aller Welt in Genf zur hochrangigen Finanzierungskonferenz von «Education Cannot Wait» zusammen. Die von dem Fonds und der Schweiz gemeinsam ausgerichtete und von Deutschland, Kolumbien, Niger, Norwegen und dem Südsudan mitveranstaltete Konferenz bietet Staats- und Regierungschefinnen und -chefs, Unternehmen, Stiftungen und vermögenden Privatpersonen die Gelegenheit, das Versprechen von Bildung für alle einzulösen. Ziel ist es, für die nächsten vier Jahren 1,5 Milliarden US-Dollar aufzubringen.
Als Mitausrichter und Mitveranstalter dieser wegweisenden Konferenz rufen wir die Menschen in aller Welt auf, in das Bildungsversprechen zu investieren. Das ist die beste Investition, die wir tätigen können, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen.
Nyota und Millionen wie sie geben ihren Traum nicht auf, und auch wir dürfen sie nicht im Stich lassen. Wir müssen unsere Versprechen einhalten.
Gemeinsam unterzeichnet von : Bundesrat Ignazio Cassis, Schweiz; Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Deutschland; Ibrahim Natatou, Bildungsminister, Niger; Anne Beathe Tvinnereim, Ministerin für internationale Entwicklung, Norwegen; Awut Deng Acuil, Ministerin für allgemeine Bildung und Erziehung, Südsudan; Alejandro Gaviria, Bildungsminister, Kolumbien; Gordon Brown, ehemaliger britischer Premierminister, UNO-Sondergesandter für globale Bildung und Vorsitzender der hochrangigen Lenkungsgruppe von ECW.
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