Technologien erleichtern archäologische Studien zu den in den Sanxingdui-Ruinen gefundenen Relikten
PEKING, China, 28. Juli 2023 /PRNewswire/ — Laut einem Bericht der People's Daily wurde das neue Gebäude des Sanxingdui-Museums in der chinesischen Provinz Sichuan am 27. Juli offiziell der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Fast 600 Relikte, die in den berühmten Sanxingdui-Ruinen ausgegraben wurden, wurden der Öffentlichkeit vorgestellt.
In dem neuen Gebäude mit einer Ausstellungsfläche von 22.000 Quadratmetern werden insgesamt mehr als 1.500 Einzelstücke und Sammlungen von Relikten ausgestellt, darunter Töpferwaren, Bronze-, Jade- und Goldwaren.
Die Sanxingdui-Ruinen sind die größten Ruinen aus der Prä-Qin-Dynastie (vor 221 v. Chr.). Sie weisen die ältesten und meisten Relikte, die im Südwesten Chinas bei Ausgrabungen gefunden wurden, auf. Sie gelten als eine der größten archäologischen Entdeckungen des 20. Jahrhunderts. Ihre Kernzone, die antike Stadt Sanxingdui, erstreckt sich über eine Fläche von etwa 3,6 Quadratkilometern. Diese erlebte ihre Blütezeit in der mittleren und späten Shang-Dynastie (1600-1046 v. Chr.) vor mehr als 3.000 Jahren.
In den letzten Jahren kamen bei den archäologischen Ausgrabungen in den Sanxingdui-Ruinen eine Reihe moderner Technologien für verschiedenen Aufgaben zum Einsatz, die die Forschungsmodelle großer archäologischer Projekte vorangetrieben und offene Plattformen für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit geschaffen haben.
Aus der schwarzen Asche, die in den Opfergruben der Stätte gefunden wurde, konnten die Experten beispielsweise Textiltechniken aus einer Zeit vor über 3.000 Jahren ermitteln; mit Hilfe der Technologie der künstlichen Intelligenz konnte aus den in verschiedenen Opfergruben gefundenen Fragmenten von Bronzewaren die Nachbildung eines Bronzealtars angefertigt werden.
Relikte, die unter der Erde begraben sind, verbleiben in einem relativ stabilen Zustand. Doch die drastische Veränderung der Bedingungen ihrer Umgebung im Zuge einer Ausgrabung können verheerende Schäden – etwa Verfärbungen oder Verkohlungen organischer Stoffe – anrichten, wenn keine rechtzeitigen Vorkehrungsmaßnahmen getroffen werden.
Die Ausgrabungen an der Sanxingdui-Stätte im Jahr 2021 faszinierten die Öffentlichkeit mit ihren technisch anmutenden, transparenten archäologischen Kabinen und den Archäologen in ,,Schutzanzügen". Die geschlossenen Kabinen waren mit Temperatur- und Feuchtigkeitsreglern ausgestattet und boten den Relikten zuverlässigen Schutz vor Staub, Bakterien und anderen Verunreinigungen. Zudem standen ein Labor zum Schutz der Relikte im Notfall sowie Gebäude zur provisorischen Lagerung neben den Kabinen bereit.
Die Ausgrabung von Relikten ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Die Archäologen müssen nicht nur Bodenproben sondern auch Anhaftungen auf Relikten entnehmen und anschließend pH-Werte, lösliche Salze und Feuchtigkeitsgehalt prüfen, um die Vorgehensweise bei der Ausgrabung und Präservierung zu bestimmen.
Um die großen Objekte aus Bronze bei der Bergung aus den Sanxingdui-Ruinen nicht zu beschädigen, fertigten Archäologen erstmals 3D-gedruckte Schutzhüllen aus Kieselgel an, die perfekt auf die Bronzewaren zugeschnitten waren.
Ferner wurde bei den Ausgrabungen in den Sanxingdui-Ruinen die Technologie der Echtzeitkinematik verwendet, um die Längen- und Breitengrade der Bodenproben und ausgegrabenen Relikte sowie deren Alter und Materialien zu bestimmen. Für jeden Fund wurde ein QR-Code als einzigartiger „Identitätsausweis" erstellt.
Um die in verschiedenen Opfergruben gefundenen Fragmente der Artefakte aus Bronze zusammenzusetzen, arbeitete das Team für die Präservierung der Relikte aus den Sanxingdui-Ruinen mit einem digitalen Labor des chinesischen Tech-Giganten Tencent zusammen. Mithilfe von künstlicher Intelligenz wurden die geometrischen Merkmale der Fragmente untersucht und die Wahrscheinlichkeiten verschiedener Kombinationen berechnet. Auf diese Weise waren Forscher dazu in der Lage, das ursprüngliche Erscheinungsbild der Relikte im virtuellen Raum nachzuahmen, ohne die physischen Gegenstände auch nur berühren zu müssen.
Aufgrund unzureichender wissenschaftlich-technischer Fähigkeiten stagnierte die Erforschung vieler ausgegrabener Relikte in der Vergangenheit. In den 1980er Jahren wurde in den Ruinen von Sanxingdui eine große Anzahl von Artefakten aus Bronze-, Gold- und Jade entdeckt, die die Welt in Erstaunen versetzte. Forscher fanden Asche auf den Bronzewaren und hielten sie für Rückstände von Seide, doch damals stand noch keine Technologie zur Verfügung, um diese These zu belegen.
Erst in den letzten Jahren wurde das Rätsel gelöst. Dank einer vom Chinesischen Nationalen Seidenmuseum (China National Silk Museum) und weiteren Institutionen entwickelten Technologie zum Nachweis von Fibroin, die auf der Immunologie basiert, wurden in den Opfergruben der Sanxingdui-Ruinen im Jahr 2021 Seidenreste entdeckt.
Mithilfe hochmoderner Mikroskope, der Mikro-Fourier-Transform-Infrarot-Spektroskopie und anderer fortschrittlicher Analysetechnologien untersuchten die Forscher einige der vor 30 Jahren ausgegrabenen Bronzeartefakte erneut und bestätigten die Existenz von Seiderückständen.
Die Entdeckung beweise, dass die Bewohner dieser Zeit bereits ausgereifte Textiltechniken und -fertigkeiten entwickelt hätten, und biete physisches Material für die Erforschung der Textilgeschichte der Provinz Sichuan, erklärte Zhou Yang, eine Forscherin am Chinesischen Nationalen Seidenmuseum.
Technologie ist wie ein Mikroskop, das den Forschern ermöglicht, mehr Details auf Relikten zu erkennen und auf diese Weise Informationen zu gewinnen, die bisher schwer zugänglich waren.
Die Alterung von Relikten ist unumkehrbar – ganz gleich, aus welchem Material sie bestehen. Die Aufzeichnung der Informationen zu den Relikten mit digitalen Mitteln würde diese zu ,,neuem Leben" erwachen lassen. Dank der digitalen Technologie können Forscher und Besucher aus aller Welt jederzeit und von überall aus auf die Informationen zu den Relikten zugreifen. Die Bereitstellung kultureller Relikte als digitale Ressource trägt zum gegenseitigen Wissensaustausch zwischen Kulturen und zur Stärkung der Popularität von Wissenschaft und Bildung bei.
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