Städte bestimmen Tempo und Umfang des Fortschritts, bevor COP21-Abkommen der Weltklimakonferenz Wirkung zeigen; C40 und Arup ermitteln vorrangige Klimamaßnahmen für Städte in den nächsten fünf Jahren
2.300 vorrangige Klimamaßnahmen könnten kumulativ 450 Mio. t CO2 bis 2020 einsparen, bevor irgendeine COP21-Vereinbarung überhaupt greift, und die Maßnahmen könnten für lediglich 6,8 Mrd. USD in Gang gebracht werden
Finanzierung und Zusammenarbeit sind der Schlüssel, um das volle Potential der Emissionsreduzierung in Städten zu entfalten
PARIS, 9. Dezember 2015 /PRNewswire/ -- Die größten Städte der Welt ergreifen jetzt entschlossene Maßnahmen gegen den Klimawandel und sie haben gerade erst damit begonnen. Mit verstärkten Ressourcen und Finanzierungen und in Verbindung mit besserer Unterstützung durch nationale politische Entscheidungsträger könnte man die von den Städten gemachten Fortschritte um das Dreifache steigern. Die heute veröffentlichte Studie von der C40 Cities Climate Leadership Group (C40) und Arup beschreibt 27.000 spezielle Aktionen, Programme, Anschaffungen und Vorgehensweisen, die von den Städten in den nächsten Jahren umgesetzt werden könnten. Dies zeigt das enorme Potential in unseren Städten. Das Städtenetzwerk C40 hat aus diesen Vorschlägen 2.300 hochwirksame und leicht umsetzbare Maßnahmen bestimmt, die eine massive Einsparung von 450 Mio. t CO2 bis 2020 bewirken können, was der jährlichen Emission des Vereinigten Königreichs entspricht. Diese Maßnahmen könnte man mit lediglich 6,8 Milliarden USD durchführen.
Die vor dem Hintergrund des wichtigen Klimagipfels COP21 publizierten Erkenntnisse aus Potential for Climate Action sind beeindruckend, denn sie stehen für Maßnahmen, die Bürgermeister und städtische Entscheidungsträger durchführen können und durchführen werden. Darüber hinaus sind sie unabhängig vom Ergebnis der Bestrebungen zwischen den Regierungen, sich auf einen Vertrag über den Kohlenstoffausstoß zu verständigen, und sie greifen, noch bevor irgendein COP21-Abkommen tatsächlich im Jahr 2020 Wirkung zeigt.
Von der Einführung von Programmen zur Gebäudemodernisierung in der Londoner Initiative Business Energy Challenge bis hin zu neuen Anlagen mit Energierückgewinnung aus Abfall in Oslo - diese 2.300 vorrangigen Maßnahmen stellen die Projekte dar, die die höchste Wirkung zur Emissionsverringerung in C40-Städten entfalten werden bzw. die mithilfe bestehender Kräfte oder in Zusammenarbeit mit anderen Städten realistisch gesehen am ehesten umgesetzt werden können.
Die nächsten fünf Jahre werden von zentraler Bedeutung sein. Frühere Studien von C40 und dem Stockholm Environment Institute (SEI) zeigten, dass auf Basis der gegenwärtigen Trends für Konsum- und Infrastrukturentwicklung die Welt innerhalb von fünf Jahren so viele zukünftige Emissionen „eingeschlossen" haben wird, um das global als sicher geltende Kohlenstoffbudget zu übersteigen und uns über die Schwelle des Temperaturanstiegs von 2 Grad Celsius hinauszuführen. Den Städten kommt hier eine zentrale Rolle zu, weil ein Drittel dieser Emissionen durch Entscheidungen verursacht werden, die in Städten fallen. Dadurch werden aktuell im Amt tätige Bürgermeister zu bedeutenden Akteuren, um zu einer globalen Lösung beizutragen.
Seit der letzten wichtigen Klimakonferenz COP in Kopenhagen haben C40-Städte 10.000 Klimamaßnahmen getroffen - eine Verdopplung der Maßnahmen in nur sechs Jahren - und sie haben sich verpflichtet, bis 2030 ihre CO2-Emissionen um 3 Gt CO2 zu reduzieren, was dem jährlichen Kohlenstoffausstoß von Indien entspricht.
„Die Marschroute vom COP21 aus ist nun klar, weil wir sehr genau wissen, welche weiteren Maßnahmen die Städte durchführen können, um eine weltweite Wirkung im Kampf gegen den Klimawandel zu erreichen", sagte Eduardo Paes, C40-Vorsitzender und Bürgermeister von Rio de Janeiro. „Die Führungsrolle von Städten ist unbestritten, allerdings sind auch zweifellos noch Hürden zu überwinden, insbesondere sind ein besserer Zugang zu Finanzierungen und eine verstärkte staatliche Koordinierung vonnöten. Erfreulicherweise geht C40 an beiden Fronten voran und bietet Lösungen und ein Modell zur Zusammenarbeit, das den Städten die Entfaltung ihres gesamten Potenzials ermöglicht, um die Kohlenstoffemissionen in den kritischen kommenden Jahren drastisch zu senken."
„Unsere Studie zeigt, dass den Städten immer noch viele wertvolle Möglichkeiten offenstehen, um ihre Maßnahmen auszuweiten und sich noch intensiver für eine Reduzierung der Emissionen und für die Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel einzusetzen", erläutert Gregory Hodkinson, Vorstand der Arup Group. „Die internationalen Klimaverhandlungen werden fortgeführt und dabei sollten die Wirtschaft und die Zivilgesellschaft und auch die staatlichen Organe auf allen Ebenen eine fundamentale Funktion einnehmen, um die kontinuierliche Führungsrolle der Städte in Bezug auf Klimabestrebungen zu unterstützen. Dieser Bericht stellt einen Fahrplan dar, wie man diesen nachhaltigen Fortschritt erreichen kann."
Hindernisse auf dem Weg zum Fortschritt
In dem Bericht wurden die Herausforderungen analysiert, vor denen Bürgermeister stehen, wenn sie die in ihren Städten gewünschten Klimamaßnahmen realisieren wollen. Dabei standen 21 % der von den Städten ermittelten Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Ressourcen und Finanzierung, wozu auch Budgetbegrenzungen und der scheinbare Interessenkonflikt zwischen Wirtschaftswachstum und Klimamaßnahmen gehören. Allerdings ermittelte man im Bericht ebenfalls, dass die Umsetzung der 2.300 vorrangigen Maßnahmen potenziell mit nur 6,8 Milliarden USD bewältigt werden könnte.
Als direkte Reaktion auf die von Städten zu meisternden Herausforderungen gab C40 in dieser Woche eine neue C40 Cities Finance Facility bekannt, um Städte bei der Planung von nachhaltigen Infrastrukturprojekten mit Investitionen zu unterstützen. Die Finanzierungseinrichtung soll 1 Milliarde USD Investitionsmittel innerhalb von vier Jahren in den schnellwachsenden Städten der Entwicklungsländer zur Verfügung stellen. Die Anschubfinanzierung in Höhe von 3,7 Millionen USD vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Deutschland und 2 Millionen USD von der Inter-American Development Bank (IADB) bringen die Einrichtung auf einen guten Kurs, um zusätzliche Geldmittel zu mobilisieren und insgesamt technische Unterstützung in Höhe von 20 Millionen USD für Städte zu ermöglichen.
20 % der von den Städten beschriebenen Herausforderungen bezogen sich auf die politische Führung, u. a. auf Probleme bei der Zusammenarbeit für Klimamaßnahmen mit dem privaten Sektor oder nationalen Regierungen. Zum Beispiel unterstrich Barcelona die Schwierigkeiten bei der Erstellung von Klimawandel-Konzepten über einen Planungshorizont von 20 bis 30 Jahren unter Nutzung von Klimaprojektionen von 100 Jahren, wenn die Regierungen im Vierjahreszyklus wechseln.
Aus diesem Grund wird im Bericht erklärt, dass eine kooperative Herangehensweise zwischen den Regierungsebenen und den Wirtschaftssektoren von zentraler Bedeutung ist. In drei von vier Fällen können Städte die Schwierigkeiten, vor denen sie heute stehen, nicht ohne die Einbindung des privaten Sektors, der nationalen Regierung, der regionalen Regierung oder der Zivilgesellschaft bewältigen.
Potential for Climate Action wurde heute lanciert, zum gleichen Zeitpunkt, an dem die Lima-Paris Action Agenda ihre Erklärung Cities and Region Action Statement veröffentlicht hat. In der von C40 und weiteren Städtenetzwerken unterzeichneten Erklärung werden die wichtigsten Ziele bis zum Jahr 2020 festgelegt, um ein einheitliches Rahmenwerk zur Umsetzung der Empfehlungen des C40-Berichts zu bieten, unter anderem auch die Notwendigkeit der Verstärkung von Finanzierungen und Investitionen sowie die Zusammenarbeit über alle Regierungsebenen hinweg.
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