Naturschutzpionierin Jane Goodall wird mit dem Tang Prize 2020 für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet
TAIPEH, 19. Juni 2020 /PRNewswire/ -- Heute (18. Juni) wurde bekannt gegeben, dass Dr. Jane Goodall, DBE, Gründerin des Jane Goodall Institute, UN-Friedensbotschafterin und eine der einflussreichsten Verhaltensforscherinnen der Gegenwart, die Gewinnerin des Tang Prize 2020 für nachhaltige Entwicklung ist. Zu verdanken hat sie diese Auszeichnung „ihren bahnbrechenden Erkenntnissen in der Verhaltensforschung, welche die Beziehung zwischen Mensch und Tier neu definieren, sowie ihrem lebenslangen beispiellosen Engagement für den Naturschutz." Ihre Arbeit dient als Grundstein für den Aufbruch der Welt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft.
Eine neue Definition der Beziehung zwischen Mensch und Tier
Aufgrund ihrer Leidenschaft für Tiere zögerte Dr. Goodall nicht, der Einladung vom renommierten Anthropologen Louis Leakey Folge zu leisten, um in Tansania Daten zu Schimpansen zu erheben. Sie war gerade einmal 26 Jahre jung, als sie 1960 ihre Forschungsarbeit aufnahm. Ihre Zeit im afrikanischen Urwald ließ sie bemerkenswerte Erkenntnisse zu ihren Verhaltensweisen gewinnen, wie z. B. das Anfertigen von Werkzeugen, um in Termitentunneln zu bohren, das Töten und der Verzehr von Affen, Betteln mit ausgestreckten Händen, Tätscheln und Umarmen. Jeder Schimpanse verfügt über einen unverwechselbaren Charakter, selbständige Denkfähigkeit sowie ein persönliches emotionales Empfinden. Sie können dauerhafte Beziehungen mit Familienmitgliedern aufbauen oder auch brutale Kriege untereinander führen. Diese Erkenntnisse führten zu brandneuen Informationen in der Verhaltensforschung, brachten die wissenschaftliche Welt ins Wanken und definierten die Beziehung zwischen Mensch und Tier neu. Dr. Leakey verkündete daraufhin: „Jetzt müssen wir den Begriff 'Werkzeug' neu definieren und überdenken, was es heißt 'Mensch' zu sein, oder aber akzeptieren, dass Schimpansen menschliche Lebewesen sind." Harvard-Wissenschaftler Stephen Jay Gould bezeichnete Dr. Goodalls Beobachtungen sogar als „eine der größten wissenschaftlichen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts."
Sie klärte zahlreiche Fragen zu Schimpansengruppen und korrigierte viele Irrmeinungen, die seit Langem in der akademischen Welt fest verankert waren. Darüber hinaus half sie mit ihren beispiellosen Kenntnissen, die U.S. Institutes of Health durch einen grundlegenden Wandel in der US-amerikanischen biomedizinischen Forschung zu führen: das Ende der invasiven Erforschung von Schimpansen, um sie vor Missbrauch zu schützen, Bereitstellen artgerechter Lebensräume sowie die strategische Umsiedlung zu staatlichen Schutzgebieten nach Abschluss der Forschungsarbeit.
Wissenschaft in Aktion – Einsatz für Natur- und Artenschutz
Ihre Feldarbeit zu Schimpansen war ursprünglich für fünf Jahre geplant, doch läuft mittlerweile seit über 60 Jahren. Damit ist sie gegenwärtig die weltweit längste Tierstudie. 1977 gründete sie das Jane Goodall Institute zur Förderung des Artenschutzes und der Aufklärungsarbeit zu Umweltschutz. Heute verfügt es weltweit über mehr als 30 Niederlassungen, u. a. seit 1998 in Taiwan.
1986 nahm Dr. Goodall in Chicago an der ersten Konferenz „Understanding Chimpanzees" zum besseren Verständnis von Schimpansen teil und erkannte das globale Ausmaß der Zerstörung der Lebensräume von Schimpansen. Ihr wurde bewusst, dass es Zeit war, ihre schüchterne Zurückhaltung abzulegen und etwas zu unternehmen. Zwar konnte sie bei Konferenzen die Rolle der Wissenschaftlerin spielen, doch fernab der akademischen Welt wollte sie sich fortan aktiv für den Artenschutz einsetzen und Aufklärungsarbeit zu Umweltschutz leisten. Von da an trat sie verstärkt für die Rechte von Schimpansen ein.
Heute im Alter von 86 Jahren glaubt sie nach wie vor nicht an einen Jet-Lag und bereist weiterhin 300 Tage im Jahr die Welt, um vor verschiedenem Publikum über die Gefährdung von Schimpansen und der Umwelt zu sprechen und zum Ergreifen der notwendigen Maßnahmen aufzurufen. Selbst die COVID-19-Pandemie konnte sie nicht von ihrer Arbeit abhalten. Stattdessen trieb sie Projekte noch hartnäckiger voran, um die nachhaltige Entwicklung zu verbessern und unsere Umwelt zu schützen.
Durch Bildung Hoffnung säen
1991 rief Dr. Goodall das Programm Jane Goodall's Roots & Shoots ins Leben, um sich der Umweltbildung und Wohltätigkeitsarbeit noch nachdringlicher widmen zu können. Bislang haben sich über 65 Länder diesem guten Zweck angeschlossen und weltweit über 10.000 Roots & Shoots-Gruppen gebildet, um junge Menschen zu ermutigen, über den Tellerrand zu schauen und eine nachhaltigere Lebensweise anzunehmen. Ziel ist es, eine neue Generation umweltbewusster Bürger zu schaffen, die sich um unsere Erde kümmern.
Das Jane Goodall Institute startete 1994 das „TACARE Program" im Umland des Gombe National Park. Dieses gemeinschaftsorientierte Naturschutz- und Entwicklungsprojekt zielt durch die enge Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung auf den Schutz der Wälder und verminderten Biodiversitätsverlust ab, indem die Armut durch Strategien wie Einführung nachhaltiger Anbaumethoden, Pflege von Baumschulen, Einführung von Mikrokreditprogrammen, Zugang zu Gesundheitseinrichtungen und Stipendien für Mädchen bekämpft wird.
Im Laufe der Jahre konnte Dr. Goodall eine wachsende Zahl junger Menschen für ihre Sache gewinnen, bei denen sie sich mit zahlreichen Vorträgen zur Bedeutung des Umweltschutzes rund um den Globus für ihre Unterstützung bedankt. Sie sagte einmal: „Meine Aufgabe ist es, Menschen Hoffnung zu schenken." Zweifel, ob sie tatsächlich Hoffnung für die Zukunft habe, räumt sie aus dem Weg: „Ich schaffe es, die Hoffnung zu bewahren, da ich überall auf junge Menschen stoße, die sich leidenschaftlich für einen Wandel einsetzen. Man kann gar nicht anders, als sich von ihnen mitreißen zu lassen."
Für die unschätzbaren Beiträge, die Dr. Goodall im Bereich Schimpansenforschung und Umweltbildung geleistet hat, wurde sie mit zahlreichen renommierten Auszeichnungen geehrt, einschließlich ihrer Ernennung zur UN-Friedensbotschafterin im Jahr 2002 und des Titels Dame of British Empire, der ihr 2004 von S.K.H. Prinz Charles überreicht wurde. Daher entschied sich die Jury des Tang Prize sie 2020 zur Preisträgerin für nachhaltige Entwicklung zu küren, um sie für die entscheidende Rolle auszuzeichnen, die sie zeit ihres Lebens für die weltweite Förderung nachhaltiger Entwicklung spielt.
Der alle zwei Jahre verliehene Tang Prize wurde vom taiwanesischen Unternehmer Dr. Samuel Yin ins Leben gerufen und umfasst vier Kategorien: nachhaltige Entwicklung, biopharmazeutische Wissenschaften, Sinologie und Rechtsstaatlichkeit. Jede Kategorie ist mit einem Preisgeld von 40 Millionen TWD (1,33 Millionen USD) sowie einem Forschungsstipendium in Höhe von 10 Millionen TWD (0,33 Millionen USD) dotiert. Durch den Preis soll das Zusammenspiel kultureller und technologischer Forschung gefördert werden, um im 21. Jahrhundert den Weg zu nachhaltiger Entwicklung zu finden. Weitere Informationen erhalten sie auf der offiziellen Webseite des Preises unter https://www.tang-prize.org/en/first.php
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