International Atherosclerosis Society und Residual Risk Reduction Initiative veröffentlichen gemeinsames Papier zu neuer Behandlung des kardiovaskulären Restrisikos
MAILAND und BASEL, Schweiz, 2. September 2019 /PRNewswire/ -- Eine neue hochselektive Behandlung, ein Peroxisom-Proliferator-aktivierter Rezeptor-alpha-Modulator (SPPARM-alpha)-Agonist, könnte nach Ansicht von mehr als 50 weltweit führenden Experten der International Atherosclerosis Society (IAS) und der Residual Risk Reduction Initiative (R3i) das Restrisiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen bei Hochrisikopatienten erfolgreich eindämmen. Dieses kardiovaskuläre Restrisiko bleibt trotz richtliniengetreuer Behandlung von Bluthochdruck sowie hohen Cholesterin- und Glucosewerten bestehen. Das bislang ungelöste klinische Problem stand im Mittelpunkt des Joint IAS-R3i Consensus Statement, das am 1. September 2019 in Paris, Frankreich diskutiert wurde.
Die wichtigste Zielgruppe für die Verringerung des kardiovaskulären Restrisikos sind Patienten mit atherogener Fettstoffwechselstörung. Diese weisen hohe Werte triglycerid(TG)-reichen Lipoproteins und seiner Abbauprodukte bei zugleich niedrigen Werten von High-Density-Lipoprotein Cholesterin (HDL-C) auf. Die atherogene Fettstoffwechselstörung ist weit verbreitet bei Patienten mit Diabetes vom Typ 2 und/oder Übergewicht. Der IAS-Vorsitzende, Professor Raul Santos, erläutert: „Die atherogene Fettstoffwechselstörung ist am kardiovaskulären Restrisiko beteiligt. Die aktuellen Behandlungsmöglichkeiten sind allerdings aus Sicherheitsgründen und aufgrund von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten begrenzt."
Zur Lösung dieses Problems wählten die Experten den Ansatz der „Präzisionsmedizin", wobei sie mehr als 1.300 Substanzen synthetisierten und prüften, bis sie schließlich einen neuen Wirkstoff mit SPPARM-alpha-Aktivität identifizierten, Pemafibrat. „Da Pemafibrat zielgerichtet eine bestimmte Gruppe von Genen aktiviert beziehungsweise hemmt, besitzt es eine stärkere Wirkung und Selektivität im Vergleich zu Fibraten, die traditionell als nicht-selektive PPAR-alpha-Agonisten gelten," erklärt der Vorsitzende der R3i Stiftung, Professor Jean-Charles Fruchart.
In den klinischen Phase-II und III-Studien verbesserte Pemafibrat alle Marker der atherogenen Fettstoffwechselstörung, wobei die TG um bis zu 50 % und die Cholesterin-Abbauprodukte - ein kardiovaskulärer Risikofaktor - um bis zu 80 % gesenkt wurden. Außerdem senkte Pemafibrat Entzündungsmarker, wie etwa C-reaktives Protein. Besonders wichtig ist, dass Pemafibrat keinerlei unerwünschte Wirkungen auf Leber oder Nieren aufwies und auch keinen Anstieg von Serumkreatinin bewirkte. „Diese Studien zeigen deutlich einen überlegenen Nutzen im Vergleich zum Risikoprofil für Pemafibrat über Fibraten bei einem breiten Spektrum von Patienten, einschließlich solcher mit chronischen Nierenerkrankungen," bestätigt Professor Tatsuhiko Kodama von der Universität Tokio, Japan, einer der federführenden Wissenschaftler dieser Studien.
In vorklinischen Studien hat Pemafibrat auch die Bildung atherosklerotischer Läsionen gehemmt. Professor Shizuya Yamashita, Vorsitzender der Japanischen Atherosklerose Gesellschaft, bemerkt: „Aufgrund aller uns vorliegenden Daten könnte Pemafibrat einen neuen Ansatz zur Verringerung des kardiovaskulären Restrisikos bei Hochrisikopatienten mit atherogener Fettstoffwechselstörung darstellen, insbesondere bei solchen mit Typ-2-Diabetes."
Dies ist genau die Fragestellung der PROMINENT-Studie (Pemafibrate to Reduce cardiovascular OutcoMes by reducing triglycerides IN diabetic patiENTs). Diese internationale Studie untersucht an 10.000 Hochrisikopatienten mit Typ-2-Diabetes, die bereits mit einem Statin behandelt werden, ob eine Senkung der TG-reichen Lipoproteine die Anzahl kardiovaskulärer Ereignisse verringert. Im Gegensatz zu früheren Studien mit Fibrat richtet sich PROMINENT speziell an Patienten mit Typ-2-Diabetes und atherogener Fettstoffwechselstörung, die begleitend mit der aktuellen Standardtherapie behandelt werden, einschließlich wirksamer Statinbehandlung. „Die Wissenschaftlergemeinschaft erwartet die in 4-5 Jahren vorliegenden Ergebnisse aus PROMINENT mit großer Spannung, um herauszufinden, ob die Übertragung des SPPARM-alpha Konzepts in den klinischen Alltag sich positiv auf die kardiovaskuläre Gesundheit auswirkt," erklärt Professor Peter Libby von der Harvard Medical School & Brigham and Women's Hospital, USA.
ÜBER IAS
Die International Atherosclerosis Society (IAS) ist ein Zusammenschluss wissenschaftlicher Fachgesellschaften aus aller Welt. Im Zentrum ihrer Aufgabe steht die Förderung des wissenschaftlichen Verständnisses von Entstehung, Prävention und Behandlung von Atherosklerose. Die IAS koordiniert den wissenschaftlichen Informationsaustausch zwischen den Mitgliedergesellschaften, fördert die Erforschung der Entstehung von Atherosklerose und die Anwendung dieses Wissens zur Verbesserung der Präventions- und Behandlungsprogramme für die Erkrankung.
ÜBER R3i
Die R3i (Residual Risk Reduction Initiative) ist eine weltweit tätige, universitäre, multidisziplinäre, gemeinnützige Organisation. Ihr wichtigstes Ziel besteht darin, das übermäßig hohe Risiko kardiovaskulärer und mikrovaskulärer Komplikationen zu senken, das bei Patienten besteht, die bereits den aktuellen Standards entsprechend zur Senkung anormal erhöhter Lipidwerte behandelt werden. R3i bemüht sich, dieses Ziel mithilfe einer innovativen globalen Initiative von universitärer Forschung, Bildung und Interessenvertretung zu erreichen.
Verwandte Links
https://cardiab.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12933-019-0864-7
https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT03071692
Literatur
Fruchart JC. et al. The selective peroxisome proliferator-activated receptor alpha modulator (SPPARMα) paradigm: conceptual framework and therapeutic potential. A consensus statement from the IAS and the R3i Foundation. Cardiovasc Diabetology (2019) 18:71.
Kontakt: [email protected]
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