"Glaub mir, ich lüge": Eurozine und Kulturzeitschriften aus ganz Europa nehmen die Macht von "Post-Truth" in einer neuen Reihe von Online-Artikeln und Debatten in den Blick
WIEN, December 6, 2017 /PRNewswire/ --
In einer neuen Serie von Online-Artikeln, die von Eurozine, dem Europäischen Netzwerk von Kulturzeitschriften veröffentlicht werden, untersuchen 13 Kulturjournalisten und Akademiker aus ganz Europa sowie den USA im Detail die Phänomene der "Fake News", "Post-Truth" und Desinformationskampagnen.
(Photo: http://mma.prnewswire.com/media/611359/Eurozine.jpg )
Eurozines Focal Point "Disinformation and Democracy" verbindet empirische Studien auf nationaler Ebene mit theoretischen Diskussionen über die Politik des Postfaktischen; Analysen von aktuellen Entwicklungen mit Ideengeschichte, um die Frage zu stellen: Was ist heute demokratische "Normalität"?
Es wäre unsinnig, die Rolle Russlands bei diesen Phänomenen zu ignorieren. Markus Wehner gibt eine Übersicht über die Strategien und Techniken des russischen Informationskriegs. Anton Shekhovtsov recherchiert, wie rechtsextreme Gruppen in ganz Europa und den USA russisches Web-Hosting nutzen, um anti-westliche Propaganda zu verbreiten, und Daniel Leisegang reflektiert die Effektivität des neuen deutschen Gesetzes gegen Online-Hassrede und "Fake News", angesichts der virtuellen Migration in das "Runet". Den Blick nach Osteuropa wendend, erkunden Milena Iakimova und Dimitar Vatsov, wie in Bulgarien seit 2013 russische Propaganda sich die westliche Kritik des Liberalismus und der Globalisierung aneignet. Sie schreiben:
"[W]ir waren ... erstaunt, als wir die Argumentationsweisen, die wir in unserer Studie identifiziert hatten, plötzlich aus dem Mund des neuen US-Präsidenten, Donald Trump, hörten".
Jean-Claude Monod argumentiert, dass vom dialektischen Materialismus bis zum Neoliberalismus jede Politik, die für sich die Wahrheit in Anspruch nimmt, sowohl illusorisch als auch gefährlich ist. Der Politikwissenschaftler Joseph Uscinski untersucht die Beziehungen zwischen Verschwörungstheorien und Parteipolitik in den USA und weist darauf hin:
"[W]enn man etablierte Weisheiten in Frage stellen will, dann bieten sich Verschwörungstheorien als exzellentes rhetorisches Werkzeug dafür an."
Marci Shore liefert eine historische Perspektive und vergleicht die Reaktionen westlicher Intellektueller auf die Enttäuschung über den "real existierenden Kommunismus" mit jenen der Dissidenten, die in diesem System leben mussten: Kann ein radikales Wahrheitskonzept der Bedrohung durch "post-moderne Diktaturen" entgegenwirken? Und Valentin Groebner verfolgt die Spur von gefälschten Nachrichten bis in das Mittelalter zurück.
Alle Texte dieses Focal Points sind auf Englisch in Eurozine verfügbar: http://www.eurozine.com/focal-points/disinformation-and-democracy/
Die redaktionelle Zusammenarbeit des Eurozine-Netzwerks wurde über eine Reihe von Podiumsdiskussionen beim 28. Europäischen Treffen der Kulturzeitschriften in Tartu, Estland, im Oktober 2017 fortgesetzt. Diese Diskussionen sind auf YouTube zu sehen: http://bit.ly/2ADE5tg.
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