IEP: Welt weniger friedlich, Zunahme ziviler Unruhen und politischer Instabilität aufgrund der COVID-19-Pandemie
LONDON, 17. Juni 2021 /PRNewswire/ -- Heute wird die 15. Ausgabe des Global Peace Index des internationalen Think-Tanks Institute for Economics & Peace (IEP)vorgestellt.
Wichtigste Ergebnisse
- Die zivilen Unruhen stiegen weltweit um 10 %, wobei Belarus die größte Verschlechterung verzeichnete. Im Jahr 2020 wurden weltweit 14.871 gewalttätige Demonstrationen, Proteste und Unruhen verzeichnet.
- Mehr als 60 % der Menschen weltweit sind besorgt, dass sie durch Gewaltverbrechen ernsthafte Schäden erleiden könnten.
- Island ist nach wie vor das friedlichste Land der Welt, Afghanistan das am wenigsten friedliche.
- Beim Aspekt der Militarisierung, der sich seit 2008 verbessert hat, gibt es nun Anzeichen einer Umkehrung dieses Trends.
- Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Gewalt stiegen im Jahr 2020 auf 14,96 Billionen USD aufgrund gestiegener Militärausgaben. Das entspricht 11,6 % des weltweiten BIP bzw. 1.942 USD pro Person.
- Die Zahl der Todesopfer durch Terrorismus ist zum sechsten Mal in Folge zurückgegangen.
Wichtigste Punkte zu COVID-19
- Im Jahr 2020 hatte die COVID-19-Pandemie einen spürbaren Einfluss auf die Gewalt, wobei sich einige Faktoren wie gewalttätige Konflikte verbessert haben, andere Indikatoren hingegen deutlich schlechter geworden sind, wie beispielsweise gewalttätige Demonstrationen. Die Zahl der Länder, die sich verschlechtert haben, ist dreimal so hoch wie die, welche sich verbessert haben.
- Die politische Instabilität nahm ebenfalls zu, wobei die Zahl der Länder mit Verschlechterungen doppelt so hoch liegt wie die mit Verbesserungen.
- Es gab weit verbreitete Proteste gegen die Maßnahmen im Zusammenhang mit der Pandemie. Über 5.000 solcher Ereignisse wurden weltweit verzeichnet.
- Besonders betroffen waren Länder wie Indien, Chile, Italien, Frankreich, Deutschland und Südafrika.
- Die Tschechische Republik, Estland, Deutschland, Irland, Litauen, die Niederlande, Norwegen, Singapur, Slowenien und die Schweiz sind am besten für die Erholung von COVID-19 aufgestellt.
Die 15. Ausgabe des jährlichen Global Peace Index (GPI)-Berichts, dem weltweit führenden Maß für den Frieden weltweit, zeigt, dass sich das durchschnittliche Niveau des globalen Friedens im Jahr 2020 zum neunten Mal innerhalb von zwölf Jahren verschlechtert hat. Insgesamt verbesserte sich der Frieden 87 Ländern, verschlechterte sich aber in 73. Das ist die zweitkleinste Verbesserung in der Geschichte des Index, aber der Bericht macht auch deutlich, dass Verbesserungen beim Frieden im Vergleich zu Verschlechterungen eher schrittweise erfolgen. Im Zuge der Erholung eines großen Teils der Welt von der COVID-19-Krise wird es wichtig sein, verstärkte zivile Unruhen und politische Instabilität im Blick zu behalten.
Island ist nach wie vor das friedlichste Land der Welt, wie bereits seit 2008. Ihm folgen Neuseeland, Dänemark, Portugal und Slowenien an der Spitze des Index. Afghanistan ist zum vierten Mal in Folge das am wenigsten friedliche Land der Welt, gefolgt von Jemen, Syrien, Südsudan und Irak. Acht der zehn Länder an der Spitze des GPI befinden sich in Europa. Dies ist der größte Anteil an europäischen Ländern, der in der Geschichte des Index unter die ersten zehn Länder gekommen ist.
Die größte Verbesserung der Friedfertigkeit fand in der Region Naher Osten und Nordafrika (MENA) statt, in der ein deutlicher Rückgang der Konflikte verzeichnete wurde. Dennoch handelt es sich bei ihr immer noch um die am wenigsten friedliche Region der Welt. Der Irak verzeichnete weltweit die zweitgrößte Verbesserung nach der Ukraine. Burkina Faso erlebte die weltweit größte Verschlechterung und fiel um 13 Plätze.
Die Indikatoren, die die größten Verschlechterungen im GPI 2021 aufwiesen, waren: Militärausgaben (105 Länder), Waffenimporte (90 Länder), politische Instabilität (46 Länder) und gewalttätige Demonstrationen (25 Länder). Bei den folgenden Indikatoren wurden die meisten Verbesserungen verzeichnet: Terrorismus (115 Länder), interne Konflikte (21 Länder) und Todesfälle durch interne Konflikte (33 Länder).
Steve Killelea, Gründer und Vorstandsvorsitzender des IEP, erklärte: „Die COVID-19-Pandemie hat die Verschiebung der weltweiten Friedfertigkeit beschleunigt. Obwohl im Jahr 2020 ein Rückgang der Konflikte und des Terrorismus verzeichnet wurde, haben politische Instabilität und gewalttätige Demonstrationen zugenommen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie werden zu weiteren Unsicherheiten führen, insbesondere in Ländern, die bereits vor der Pandemie zu kämpfen hatten."
Bürgerunruhen und COVID-19
Der negative Trend in diesem Jahr ist der weltweite Anstieg der Bürgerunruhen, angetrieben durch die Pandemie.
Die größte regionale Verschlechterung der Friedfertigkeit ereignete sich in Nordamerika aufgrund zunehmender politischer Instabilität sowie von Morden und gewalttätigen Demonstrationen. Ereignisse wie die Erstürmung des Kapitols und weit verbreitete Proteste in den Vereinigten Staaten zur Unterstützung der Black Lives Matter-Bewegung verstärkten im Jahr 2020 die zivilen Unruhen, die politische Instabilität und die Intensität interner Konflikte.
Als in großen Teilen der Welt Lockdowns ausgerufen wurden, stiegen die politischen und zivilen Unruhen insgesamt. Zwischen Januar 2020 und April 2021 wurden mehr als 5.000 gewalttätige Ereignisse im Zusammenhang mit der Pandemie registriert, und in 25 Ländern verschlechterte sich der Aspekt der gewalttätigen Demonstrationen – im Vergleich zu nur acht, die sich in dieser Hinsicht verbesserten. Die Zahl der gewalttätigen Demonstrationen ist heute die höchste seit der Einführung des Index, wobei die größten Verschlechterungen in Belarus, Myanmar, Russland, den Vereinigten Staaten und Kirgisistan verzeichnet werden.
Während der Pandemie erwies sich die Wirtschaft in Ländern mit einem höheren Maß an Frieden als widerstandsfähiger. High Peace*-Länder verzeichneten Verringerungen von weniger als 7% der gesamten geleisteten Arbeitsstunden, während Low Peace-Länder laut dem Business & Peace Report 2021 des IEP bis zu 23 % verzeichneten.
Die vollständige Erholung von der Pandemie wird weder schnell noch einfach verlaufen. Sie wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach uneinheitlich vollziehen, und Länder mit schwacher Haushaltslage werden es schwerer haben als die anderen. Äquatorialguinea, Sierra Leone und Laos gehören zu den Ländern, die am anfälligsten für einen starken Abfall der Friedfertigkeit sind.
Obwohl es in Europa im vergangenen Jahr eine Reihe von Protestveranstaltungen gegeben hat, ist die Region nach wie vor die friedlichste der Welt. Dennoch stieg die politische Instabilität auf dem gesamten Kontinent ebenso wie die Schlüsselindikatoren der Militarisierung, unter anderem bei den Militärausgaben, Waffenimporten und nuklearen und schweren Waffen.
Militarisierung und Terrorismus
Die weltweite Militarisierung hat in den letzten zwei Jahren zugenommen, da immer mehr Länder ihre Militärausgaben und den Personaleinsatz ihrer Streitkräfte erhöht haben. Dies ist eine Umkehrung des Trends des vorangegangenen Jahrzehnts, in dem sich 105 Länder verbessert und 57 verschlechtert hatten. Die USA, China, Deutschland und Südkorea haben in den letzten zwei Jahren ihre Militärausgaben am deutlichsten erhöht.
Die Zahl der Todesopfer aufgrund von Terrorismus geht weiter zurück, wobei die Zahl der Todesfälle durch Terrorismus in den letzten sechs Jahren in Folge gesunken ist. Vorläufige Daten für 2020 deuten darauf hin, dass weniger als 10.000 Todesfälle durch Terrorismus verursacht wurden.
Auch wenn die Gesamtzahl der konfliktbedingten Todesfälle seit 2014 zurückging, ist die Zahl der Konflikte seit 2010 weltweit um 88 % angestiegen. Allerdings entstehen in der Sahelzone und am Horn von Afrika neue Konfliktherde, wobei Subsahara-Afrika im GPI 2021 über 65 % der gesamten gewaltsamen Konflikte ausmacht. Vorläufige Daten deuten darauf hin, dass dieser Trend sich wahrscheinlich fortsetzen wird.
Insgesamt sind die wirtschaftlichen Auswirkungen von Gewalt im Jahr 2020 leicht auf 14,96 Billionen USD – bzw. 11,6 % des weltweiten BIP – angestiegen, was auf den Anstieg der weltweiten Militärausgaben zurückzuführen ist, die um 3,7 % gestiegen sind. Das entspricht 1.942 USD pro Person weltweit.
Thomas Morgan, Stellvertretender Forschungsleiter, erklärt: „Gewalt ist eine sehr reale und bedeutende Bedrohung für viele Menschen auf der ganzen Welt. Über 60 % der Menschen weltweit haben Angst, Opfer von Gewaltverbrechen zu werden. Doch trotz der großen Angst vor Gewalt haben die meisten Menschen das Gefühl, dass die Welt sicherer wird. Fast 75 % der Menschen weltweit sind der Meinung, dass die Welt genauso so sicher ist wie vor 5 Jahren, oder sogar sicherer."
Gewalt und Sicherheit
Gewalt ist für viele Menschen weltweit nach wie vor ein drängendes Problem und gilt als das größte Risiko für die alltägliche Sicherheit in fast einem Drittel der Länder. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Afghanistan, Brasilien, Südafrika, Mexiko und der Dominikanischen Republik gibt Gewalt als das größte Risiko für ihre Sicherheit im täglichen Leben an.
Trotzdem haben einige Indikatoren für Gewalt seit der Einführung des Index deutliche Verbesserungen verzeichnet, darunter auch die Wahrnehmung von Kriminalität, die sich in 86 Ländern verbessert hat. In 123 Ländern ist die Mordrate seit 2008 gesunken, und Menschen aus 84 Ländern haben erklärt, dass sie sich sicherer fühlen, wenn sie alleine unterwegs sind. Trotz dieser Verbesserungen ergeben die Daten, dass Frauen 5 % mehr Angst vor Gewalt haben als Männer** - wobei einige Länder extreme Unterschiede aufweisen. In Portugal haben 23 % der Frauen mehr Angst vor Gewalt als die Männer.
Übersicht nach Regionen:
- Die Region Naher Osten und Nordafrika (MENA) ist nach wie vor die am wenigsten friedliche Region der Welt, verzeichnet aber gleichzeitig die größte Verbesserung.
- In Afrika südlich der Sahara hat die Hälfte der Bevölkerung in jüngster Zeit Gewalt erlebt. Die Menschen in Namibia hatten mit 63 % die weltweit meisten Erfahrungen mit Gewalt.
- Über 50 % der Menschen in der Region Asien-Pazifik fühlen sich heute sicherer als vor fünf Jahren. In China gaben 63 % der Menschen an, sich sicherer zu fühlen – das beste Ergebnis in der Region.
- Europa verzeichnete aufgrund der kontinuierlichen Verbesserung des Indikators für die Auswirkungen des Terrorismus eine Verbesserung der Friedfertigkeit gegenüber dem GPI 2021.
- Nordamerika verzeichnete die größte Verschlechterung des Index, angeheizt von der politischen Instabilität in den USA.
- Zum ersten Mal seit fünf Jahren verschlechterte sich die Friedfertigkeit in Russland und Eurasien aufgrund der Zunahme gewalttätiger Demonstrationen.
- Südamerika verzeichnet die zweitgrößte regionale Verschlechterung aufgrund der Zunahme von Gewaltverbrechen und Bürgerunruhen.
- Dank Verbesserungen im Bereich Militarisierung und Sicherheit ist Südasien eine von nur drei Regionen, die im letzten Jahr eine Verbesserung des Friedens verzeichneten.
- In Mittelamerika und der Karibik verschlechterten sich neun Länder. Nur Nicaragua, Haiti und Guatemala verzeichneten Verbesserungen.
Weitere Informationen und Informationen zum Download des Global Peace Index 2021 und des Business & Peace Report 2021 finden Sie auf visionofhumanity.org und economicsandpeace.org.
HINWEISE AN REDAKTEURE
*Unter High Peace werden Einstellungen, Institutionen und Strukturen verstanden, die friedliche Gesellschaften schaffen und erhalten, auch bekannt als Positiver Frieden.
**Daten: Weltrisikoumfrage des Lloyds Register/IEP
Der GPI-Bericht, Artikel und interaktive Karten sind verfügbar unter: visionofhumanity.org
Twitter: @globpeaceindex / twitter.com/globpeaceindex
Facebook: @globalpeaceindex facebook.com/globalpeaceindex
Informationen zum Global Peace Index (GPI)
Der vom internationalen Think-Tank Institute for Economics & Peace (IEP) erstellte GPI-Bericht präsentiert die bisher umfassendste datengestützte Analyse zum Frieden, seinem wirtschaftlichen Wert, zu Trends und zur Entwicklung friedfertiger Gesellschaften. Der Bericht deckt 99,7 % der Weltbevölkerung ab und verwendet 23 qualitative und quantitative Indikatoren aus hoch angesehenen Quellen, um den Index zu erstellen. Diese Indikatoren sind in drei Hauptbereiche unterteilt: Anhaltende Konflikte, Sicherheit und Militarisierung.
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