Global Terrorism Index: IEP 2017: Todesfälle durch Terrorismus um 22 % niedriger als der Höchststand im Jahr 2014 - Radikaler islamischer Extremismus auf dem Rückzug
LONDON, November 15, 2017 /PRNewswire/ --
- Zum zweiten Jahr in Folge ist die Gesamtzahl der Todesfälle rückläufig, und zwar im Jahresvergleich um 13 % weniger als im Jahr 2015.
- Syrien, Pakistan, Afghanistan und Nigeria, vier der fünf am stärksten vom Terrorismus betroffenen Länder, verzeichneten 33 % weniger Todesfälle.
- Der stärkste Rückgang war in Nigeria zu verzeichnen. Hier ging die Zahl der Todesfälle durch Terrorismus, die Boko Haram zugeschrieben werden, im Jahr 2016 um 80 % zurück.
- ISIL trotzt dem positiven Trend; durch diese Gruppe starben 50 % mehr Menschen als im Jahr 2015, was mit über 9.000 Todesfällen, vor allem im Irak, zu seinem tödlichsten Jahr führte.
- Im Jahr 2016 verzeichneten die OECD-Länder die höchste Zahl von Todesfällen seit 2001, aber das Jahr 2017 zeigt einen wesentlichen Rückgang im Vergleich zum Jahr 2016. Dies fällt mit der abnehmenden internen Kapazität von ISIL zusammen.
- Terroranschläge werden immer weniger komplex und richten sich in OECD-Ländern eher gegen zivile Ziele, wie z. B. durch Angriffe mit Fahrzeugen. Aber Fortschritte bei den Strategien zur Terrorismusbekämpfung vereitelten im Jahr 2016 mehr Komplotte als in den Jahren 2015 und 2014.
Zum zweiten Mal in Folge ist die Anzahl der Todesfälle durch Terrorismus laut dem Global Terrorism Index (GTI) 2017 zurückgegangen. Im Vergleich zum Höhepunkt der Terroraktivitäten im Jahr 2014, als über 32.500 Menschen getötet wurden, sank die Zahl der Todesfälle um 22 % auf 25.673.
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Der Abwärtstrend markiert einen Wendepunkt im Kampf gegen den radikalen islamischen Extremismus: Vier der fünf am stärksten vom Terrorismus betroffenen Länder, Syrien, Pakistan, Afghanistan und Nigeria verzeichnen eine Verbesserung. Der größte Rückgang fand in Nigeria statt. Hier ging die Zahl der Todesfälle, die Boko Haram zugeschrieben werden, im Jahr 2016 um 80 % zurück, da die Terrorgruppe dem zunehmenden Druck der MNJTF (Multinational Joint Task Force) ausgesetzt war.
Der Irak war das einzige Land der fünf am stärksten vom Terrorismus betroffenen Länder, in dem die Zahl der Todesfälle zunahm. Dies ist vor allem ISIL zuzuschreiben, da diese Gruppe vermehrt Selbstmordattentate und Übergriffe auf Zivilisten ausführte, um territorialen Verlust auszugleichen. Die Gesamtzahl der ISIL zugeschriebenen Todesfälle stieg 2016 um 50 % und markierte damit das tödlichste Jahr seit Bestehen der Gruppe. Die Mehrzahl der Todesfälle ereignete sich im Irak, auf den 40 % des Anstiegs entfielen.
Der Jahresbericht, der vom Institute for Economics & Peace (IEP) auf der Grundlage der Global Terrorism Database des National Consortium for the Study of Terrorism and Responses to Terrorism (START) und anderer Quellen erstellt wurde, bietet die umfassendste Quelle zu globalen terroristischen Trends.
Der Bericht stellt fest, dass die weltweite Zahl der Todesfälle und Anschläge zwar 2016 zurückgegangen ist, dass aber immer noch besorgniserregende Tendenzen zu beobachten sind: Mehr Länder als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt in den vergangenen 17 Jahren haben mindestens einen Todesfall durch Terrorismus erlitten. Insgesamt erlebten 77 Länder mindestens einen Todesfall durch den Terrorismus, im Vergleich zu 65 im Jahr 2016. Dies führte seit 2015 zu einer 4%-igen Verschlechterung des globalen GTI-Scores, der die Auswirkungen des Terrorismus registriert.
Steve Killelea, Vorstandsvorsitzender des IEP, sagte: "Der diesjährige Bericht markiert einen Meilenstein im Kampf gegen den radikalen islamischen Extremismus. Vier der fünf am stärksten betroffenen Länder, Syrien, Pakistan, Afghanistan und Nigeria, verzeichneten einen deutlichen Rückgang der Todesfälle. Boko Haram, der Taliban und Al-Qaida töteten 2016 insgesamt 6.000 Menschen weniger als 2015. Der Rückgang von Boko Haram in Nigeria hat einen positiven Welleneffekt. Kamerun, der Tschad und Niger konnten insgesamt dadurch 75 % weniger Todesfälle verzeichnen."
"Obwohl diese Zahlen ermutigend sind, gibt es nach wie vor ernste Besorgnis erregende Bereiche. Die künftige Stabilität Syriens und des Irak wird eine entscheidende Rolle dabei spielen, welche Auswirkungen der Terrorismus in den kommenden Jahren haben wird. Im Irak wird sich die Regierung der Herausforderung gegenübersehen, einen dauerhaften Frieden durch eine integrative Gesellschaft aufrechtzuerhalten, die es vermeidet, sektiererische Gewalt zu schüren. Auch die wachsende Bedrohung durch ISIL bleibt bestehen. Obwohl ISIL erhebliche Rückschläge hinsichtlich seines Einflussgebiets, seiner militärischen Stärke und seiner Finanzierung erlitten hat, ist das Potenzial für abgebrühte Kämpfer, sich neuen Permutationen in anderen Konfliktgebieten auf der ganzen Welt anzuschließen, sehr real. Die OECD-Länder müssen sich mit diesen Problemen auseinandersetzen, weil ausländische Kämpfer aus Syrien und dem Irak zurückkehren und von ISIL gesteuerte Angriffe von 11 Ländern im Jahr 2015 auf 15 im Jahr 2016 anstiegen.
Die europäischen Länder und andere Industrieländer verzeichneten weiterhin einen negativen Trend, wobei die ISIL-Aktivitäten der Hauptauslöser waren. Ohne die Anschläge vom 11. September war 2016 das tödlichste Jahr für den Terrorismus in OECD-Ländern[1] seit 1988. Die militärische Reaktion auf ISIL und seine abnehmende Kapazität fiel jedoch mit einer deutlichen Verringerung der Todesfälle von 265 auf 82 im ersten Halbjahr 2017 im Vergleich zum Gesamtjahr 2016 zusammen. Dies deutet auf eine potenziell positive zukünftige Entwicklung hin.
Verbesserte Strategien zur Terrorismusbekämpfung haben mehr Angriffe vereitelt als in den Vorjahren. Dies spiegelt zum Teil eine stärkere Mittelzuweisung für die Terrorismusbekämpfung und wirkungsvollere Strategien wider. In den Jahren 2014 und 2015 wurden zwei von zehn Angriffen verhindert, während im Jahr 2016 drei von zehn Angriffen vereitelt wurden. Die Art des Angriffs beeinflusst die Erfolgswahrscheinlichkeit bei dessen Verhinderung. Fast die Hälfte aller Angriffe mit Bombenanschlägen und Explosionen wurde vereitelt, aber billige und technisch einfache Angriffe, wie z. B. der Einsatz von Fahrzeugen, sind schwerer zu verhindern. Seit dem Lkw-Angriff von Nizza im Juli 2016 wurden in OECD-Ländern mindestens 13 weitere Angriffe mit Fahrzeugen ausgeübt, darunter der Angriff vom 31. Oktober 2017 in Manhattan. Elf dieser Angriffe richteten sich eindeutig gegen Zivilpersonen, wobei mindestens sechs davon Menschenmengen zum Ziel hatten.
Eine zentrale Erkenntnis der Recherche ist die Tatsache, dass 99 % aller Todesfälle durch Terrorismus in den letzten 17 Jahren in Ländern stattgefunden haben, die sich entweder in Konflikt befinden oder mit hohem politischen Terror behaftet sind. Politischer Terror ist durch das Vorliegen von außergerichtlichen Tötungen, Folterungen und Inhaftierungen ohne Gerichtsverfahren gekennzeichnet. Diese Erkenntnis zeigt die Risiken auf, die mit Strategien zur Terrorismusbekämpfung verbunden sind, da dadurch vorhandene Missstände verschärfen werden können, die Extremismus und Terrorismus schüren. Die Türkei und Ägypten verzeichneten infolge des scharfen Vorgehens der Regierung einige der größten Anstiege bei den Todesfällen.
Terroranschläge und dadurch verursachte Todesfälle sind nach wie vor hochkonzentriert. So ereignen sich 94 % aller durch Terroranschläge verursachten Todesfälle im Nahen Osten, in Nordafrika, in Afrika südlich der Sahara und in Südasien. Mittelamerika und die Karibik sind mit nur 12 Todesfällen oder weniger als 0,4 % der Gesamtzahl die am wenigsten betroffene Region.
Die globalen wirtschaftlichen Auswirkungen des Terrorismus im Jahr 2016 betrugen 84 Milliarden US-Dollar, was einer Verringerung um fast 6 Milliarden US-Dollar gegenüber 2015 entspricht. Trotz der hohen absoluten Zahlen sind die wirtschaftlichen Auswirkungen des Terrorismus im Vergleich zu anderen maßgeblichen Gewaltformen gering. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Terrorismus belaufen sich auf nur 1 % der gesamten Auswirkungen von Gewalt auf die Weltwirtschaft, die im Jahr 2016 14,3 Billionen US-Dollar erreichten.
1. Die OECD-Analyse schließt die Türkei und Israel aus, da die Terrorgefahr in diesen Ländern tief verwurzelte historische Wurzeln hat.
Der vollständige GTI 2017-Bericht und die interaktive Karte sind abrufbar unter: http://www.visionofhumanity.org
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