Finanzierung der Energiewende: Wie Kapital in eine klimaneutrale Wirtschaft gelenkt werden kann
Neuer Bericht der Energy Transitions Commission beziffert finanziellen Bedarf und zeigt Strategien auf, Investitionen in der erforderlichen Höhe freizusetzen
LONDON, 4. April 2023 /PRNewswire/ -- Investitionen in saubere Energie müssen sich laut der Energy Transition Commission (ETC) in den nächsten beiden Jahrzehnten vervierfachen. In ihrem jüngsten Bericht, „Finanzierung der Energiewende: Wie Kapital in eine klimaneutrale Wirtschaft gelenkt werden kann" betont die ETC, wie wichtig eine starke Regierungspolitik sowohl für die Realwirtschaft als auch für das Finanzsystem ist, um die Finanzströme auf dem erforderlichen Niveau zu ermöglichen. Der Bericht kommt weiters zu dem Schluss, dass „Konzessions-/Zuschuss" -zahlungen erforderlich sind, um einen frühzeitigen Kohleausstieg zu unterstützen, Waldrodungen ein Ende zu setzen und CO2-Abscheidungen aus der Luft zu finanzieren.
Um weltweit eine klimaneutrale Wirtschaft zu schaffen, werden von jetzt an bis 2050 jährlich durchschnittlich rund 3,5 Billionen USD an Kapitalinvestitionen erforderlich sein. Diese Summe beläuft sich aktuell auf nur etwa 1 Billion USD pro Jahr. Davon sind 70 % für eine CO2-arme Stromerzeugung, -übertragung und -verteilung erforderlich, welche die Dekarbonisierung in fast allen Wirtschaftssektoren unterstützt.
Gut konzipierte Strategien müssen starke Anreize für private Investitionen in die Energiewende schaffen. Beispiele sind unter anderem: das Aufstellen ehrgeiziger Ziele für die Erzeugung erneuerbarer Energien bis 2030, Bepreisung von CO2 Emissionen, Regulierung von emissionsintensiven Produkten um die Dekarbonisierung in der Schwerindustrie, Luft- und Seefahrt zu fördern und Verkaufsverbote von Verbrennungsmotoren bis zu einem bestimmten Datum (zum Beispiel bis spätestens 2035).
Andere wichtige Maßnahmen sind beispielsweise verschiedene Formen der Finanzregulierung, gezielte steuerliche Unterstützungsmaßnahmen für die Entwicklung und Ersteinführung neuer Technologien und Verpflichtungen von Finanzinstituten zur Klimaneutralität.
Konzeptionell getrennt von der Investitionsfinanzierung (die positive wirtschaftliche Nutzen schaffen wird) werden „Konzessions-/Zuschuss" -finanzierungen erforderlich, um dazu beizutragen, die wirtschaftlichen Kosten eines frühzeitigen Kohleausstiegs zu decken, die Anreize zur Abholzung auszugleichen und CO2-Abschneidungen aus der Luft zu finanzieren.
„Angemessene Finanzströme sind der Schlüssel zu einer klimaneutralen Zukunft und dazu, die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen. Private Investitionen, staatliche Gelder und Hilfsgelder sind erforderlich, um die umfangreichen Finanzierungen und internationalen Kapitalströme zu ermöglichen, die sicherstellen sollen, dass wir damit anfangen, Maßnahmen umzusetzen und eine CO2-arme globale Wirtschaft erreichen", so Adair Turner, Vorsitzender der Energy Transition Commission.
Beschleunigte Investition aber ausgeglichen durch Ersparnisse
Ein Teil der erforderlichen Investition wird durch niedrigere Investitionen in fossile Brennstoffe ausgeglichen, was die Anforderung von 3,5 Bio. USD pro Jahr auf netto 3 Billionen USD senkt. Das entspricht etwa 1,3 % des wahrscheinlichen, globalen jährlichen BIPs über die nächsten 30 Jahre. Diese Investitionen werden zudem ein Energiesystem mit niedrigeren Betriebskosten schaffen als das heute der Fall ist. Bis 2050 und darüber hinaus könnte dies zu Ersparnissen pro Jahr von 2-3 Billionen USD führen, abhängig davon, wie sich die Preise der fossilen Brennstoffe entwickeln. In Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen würde man einen großen Anteil der Investition dafür benötigen, das Wirtschaftswachstum zu unterstützen, selbst dann, wenn die Herausforderung des Klimawandels nicht bestehen würde.
Die echten Mehrkosten für die erforderliche Investition liegen somit deutlich unter dem Bedarf der Bruttoinvestition. Aber das Ausmaß der erforderlichen Kapitalmobilisierung und Neuverteilung wird nicht ohne starke Strategien für die Realwirtschaft in allen Volkswirtschaften möglich sein. Weiters werden spezifische Maßnahmen zur Überwindung der Herausforderungen des Finanzsektors in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen benötigt.
Die Energiewende ist kapitalintensiv, und lässt eine Investitionsspitze um 2040 vermuten, während wir das Energiesystem der Zukunft aufbauen. Danach verringert sich das Investitionsvolumen auf Grund einer niedrigeren Austauschquote für Assets.
Globale Investitionen – Investitionsanreize trotz Herausforderungen
Es gibt ausreichend Kapital weltweit, um die Energiewende zu finanzieren. Auch wenn es im Zusammenhang mit der Energiewende einige kurzfristige Herausforderungen gibt (wie beispielsweise hohe Zinsen), sind erneuerbare Energien in über 95 % der globalen Elektrizitätsmärkte dennoch günstiger als neue Kraftwerke basierend auf fossilen Brennstoffen. Zusätzlich herrscht nun eine Dynamik, in Energiesicherheit und Effizienzersparnisse zu investieren.
Die Ausweitung der erforderlichen Investitionen ist je nach Einkommensgruppe des Landes unterschiedlich. In Wirtschaften mit hohem Einkommen und China werden die jährlichen Investitionen zum Aufbau einer CO2-armen Wirtschaft bis 2030 rund doppelt so hoch sein wie heute. In Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen ist bis 2030 ein vierfacher Anstieg erforderlich.
In allen Ländern wird die überwiegende Mehrheit der Finanzierungen aus privaten Finanzinstituten und den Finanzmärkten stammen, wenn eine gut konzipierte Realwirtschaftspolitik vorhanden ist. Selbst in Wirtschaftsregionen mit hohem Einkommen sollten öffentliche Finanzinstitute eine Rolle bei der Finanzierung spezieller Investitionen spielen, beispielsweise erstmalige Technologieeinführungen, geteilte Infrastruktur (beispielsweise Speicherung, Transport- und Verteilungsnetzwerke von Wasserstoff und CO2) und Nachrüstungen für Wohnhäuser.
In einigen Ländern mit mittlerem bis niedrigem Einkommen können private Finanzströme alleine keine angemessenen Investitionen sicherstellen aufgrund einer Mischung an Herausforderungen: 1) die hohen tatsächlichen oder wahrgenommenen makroökonomischen Risiken, 2) nicht angemessene inländische Sparquoten sowie 3) anderer Faktoren, die die Kosten erhöhen und das Angebot privater Finanzierungen senken. Daher ist ein wesentlicher Anstieg der internationalen Finanzflüsse in einige Volkswirtschaften mit niedrigerem Einkommen erforderlich. Wie im Songwe-Stern-Bericht angeführt, erfordert dies einen deutlichen Anstieg der Höhe der von den Multilateralen Entwicklungsbanken (MDBs) zur Verfügung gestellten Finanzierungen sowie Veränderungen der MDB-Strategie. Dis kann dazu beitragen, deutlich höhere private Investitionen zu mobilisieren.
Unterstützende Maßnahmen von Finanzinstituten und Finanzregulierungen können die Kapitalumschichtung beschleunigen. Finanzinstitute sollten Netto-Null-Übergangspläne entwickeln, die eine Rolle bei der Kapitalmobilisierung und Umschichtung in CO2-arme Vermögenswerte und Technologien spielen können. Finanzregulierung sollte die transparente Offenlegung und Verwaltung von klimabezogenen Risiken und Strategien sicherstellen.
Vitale Rolle für Konzessions-/Zuschussfinanzierungen
Unter der Voraussetzung, dass gute Richtlinien in Kraft sind, wird die Kapitalinvestition für Investoren positive Renditen liefern. Aber manche Emissionssenkungen werden mit wirtschaftlichen Kosten verbunden sein – insbesondere 1) der frühzeitige Kohleausstieg, wenn diese Art der Stromerzeugung weiter konkurrenzfähig mit erneuerbaren Energien bleibt, 2) das Ende von Abrodungen, wenn diese für Grundstücksbesitzer und Unternehmen eine positive Rendite bringt und 3) die Ausweitung der CO2-Abscheidungen für negative Emissionen.
Konzessions-/Zuschusszahlungen zum Ausgleich dieser Kosten in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen (ohne China) könnten daher unerlässlich sein und sich bis 2030 auf rund 0,3 Billionen US-Dollar pro Jahr belaufen, wenn die Welt ihre 1,5-Grad-Ziele erreichen soll. Dieses Geld könnte theoretisch von Firmen via freiwilligen Kohlenstoffmärkten, philantropischen Hilfsgeldern und Länder mit hohem Einkommen stammen.
Bis 2030 könnten sich diese Zahlungen belaufen auf:
- Rund 25-50 Mrd. USD pro Jahr, um den frühzeitigen Ausstieg aus bestehenden Kohle-Assets zu erzielen, wobei diese Zahlungen bis 2040 auf null sinken müssen.
- Rund 130 Mrd. USD pro Jahr zur Beendigung der Waldrodungen bis 2030 - aber möglicherweise deutlich mehr, wenn der Konsum roten Fleisches weiter ansteigt. Die Höhe dieser Zahlungen führt zu der Frage, ob verfügbare Gelder besser auf andere Weise auszugeben sind, beispielsweise, indem man direkt Regierungen unterstützt, die bereit und fähig sind, Abholzungsverbote aufzuerlegen.
- Rund 1000 Mrd. USD pro Jahr zur Finanzierung von CO2-abschneidungen aus der Luft. Zunächst vor allem über naturbasierte Lösungen wie Wiederaufforstung, aber mit einer zunehmenden Rolle technischer Lösungen wie direkte Kohlenstoffabbindung und- speicherung (Direct Air Capture of Carbon and Storage (DACCS)) in den 2030/40ern.
Den vollständigen Bericht finden Sie unter https://www.energy-transitions.org/publications/financing-the-transition/
Hinweis an die Editoren
Dieser Bericht ist die gemeinsame Sicht der Energy Transitions Commission. Mitglieder der ETC unterstützen den Grundtenor der in diesem Bericht genannten Argumente, es sollte aber nicht davon ausgegangen werden, dass sie jede Erkenntnis oder jede Empfehlung befürworten. Die Einrichtungen, mit denen die Kommissionsmitglieder in Verbindung stehen, wurden nicht gebeten, diesen Bericht formell zu unterstützen.
Weitere Informationen zur ETC finden Sie unter https://www.energy-transitions.org
Den Link zum Bericht und den Infographiken finden Sie unter https://www.energy-transitions.org/publications/financing-the-transition/ [Link wird ab Dienstag 21. März 2023 um 00:01GMT live sein]
Die vollständige Liste unserer Kommissare finden Sie hier.
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