Der neue EU-Tarif für Kohlenstoffemissionen wird erhebliche Auswirkungen auf Unternehmen haben, so ein Bericht von The Conference Board
BRÜSSEL, 28. September 2023 /PRNewswire/ -- Laut einem neuen Bericht von The Conference Board sehen sich europäische Importeure mit steigenden Preisen und verwaltungstechnischen Engpässen konfrontiert, wenn der neue EU-Zolltarif für Kohlenstoffemissionen in Kraft tritt. Der Bericht erscheint im Vorfeld der ersten Durchsetzungsphase (ab 1. Oktober) des CO₂-Grenzausgleichssystems (Carbon Border Adjustment Mechanism, CBAM), eines Systems, das die Einfuhren von kohlenstoffintensiven Gütern mit Abgaben belegt und so die Preislücke zu in der EU hergestellten Produkten schließt.
Für den Bericht Navigating Europe's Carbon Tariff: What is CBAM und What does it Mean for Business? wurden europäische Mitglieder von The Conference Board dazu befragt, wie sie die Auswirkungen von CBAM auf ihre Unternehmen einschätzen. 83 Prozent der Befragten – in erster Linie Führungskräfte aus den Bereichen Beschaffung und Nachhaltigkeit – erwarten, dass die Preise steigen werden, und 75 Prozent gehen davon aus, dass CBAM ihre Kaufentscheidungen in Zukunft beeinflussen wird.
,,Unsere Mitglieder in Europa sind sich darüber im Klaren, dass die Umsetzung von CBAM die Preise für kohlenstoffintensive Produkte erhöhen wird, was möglicherweise Auswirkungen auf die Verbraucher haben wird, " erklärte Sara Murray, Hauptgeschäftsführerin, International, The Conference Board." „Unsere neuesten Erkenntnisse werden unseren Mitgliedern helfen, ihre Verantwortlichkeiten und die Herausforderungen, auf die sie sich in den kommenden 18 Monaten vorbereiten müssen, besser zu verstehen."
Zu den wichtigsten Erkenntnissen des Berichts gehören:
Die Preise für regulierte Produkte werden voraussichtlich unmittelbar nach Beginn der Umsetzung steigen, Jahre bevor die ersten Tarife erhoben werden:
- In der ersten Phase von CBAM müssen Importeure von Produkten aus sechs regulierten Kategorien – Eisen und Stahl, Zement, Düngemittel, Aluminium, Stromerzeugung und Wasserstoff – damit beginnen, den EU-Behörden Kohlenstoffemissionen melden.
- Begrenzte Verwaltungskapazitäten in einigen EU-Ländern bedeuten, dass die Auswirkungen des CBAM auf den Preis wahrscheinlich schon vor dessen Inkrafttreten im Januar 2026 zu spüren sein werden, wenn die Gebühren bei etwa 100 € pro Tonne Kohlenstoffemissionen liegen könnten.
Fehlende Überprüfungskapazitäten können zu Engpässen an wichtigen Standorten führen:
- In Europa gibt es einen gravierenden Mangel an qualifizierten ,,Prüfern", die die von den Importeuren angegebenen Kohlenstoffemissionen überprüfen.
- In Belgien – dem zweitgrößten Stahl- und Eisenimporteur der EU und Sitz von Antwerpen, dem zweitgrößten Hafen des Landes - gibt es nur zwei qualifizierte Prüfer.
- Sechs EU-Mitgliedstaaten, darunter Irland, haben überhaupt keine Prüfer.
Ungleiche Zollkapazitäten in der EU stellen eine zusätzliche Herausforderung für die CBAM-Umsetzung dar, so dass Brüssel in der Pflicht steht, Maßnahmen zu ergreifen:
- Die unterschiedliche Leistungsfähigkeit des Zolls in den einzelnen Mitgliedstaaten dürfte ein weiteres Problem für die Unternehmen darstellen.
- Italien zum Beispiel ist EU-weit der größte Importeur von Eisen und Stahl, aber sein Zollanmeldeverfahren ist langwierig – was bedeutet, dass Importeure mit CBAM möglicherweise noch längere Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, um ihre Waren durch die italienischen Häfen zu bekommen.
Die derzeitigen Versuche, den Verwaltungsaufwand zu verringern, werden wahrscheinlich nicht ausreichen:
- Es wird erwartet, dass die EU einige Akkreditierungsvorschriften für Prüfstellen lockern wird, aber solche Maßnahmen werden das Problem möglicherweise nicht lösen, da viele Prüfstellen bereits an ihrer Leistungsgrenze arbeiten.
- Es ist bereits übliches Gebaren, dass die Prüfstellen neue Anträge auf Prüfung der Emissionen der in Europa ansässigen Hersteller ablehnen.
„Wenn nicht schnell gehandelt wird, um die verwaltungstechnischen Probleme zu lösen, mit denen sich die Importeure ab nächster Woche konfrontiert sehen, besteht die Gefahr, dass CBAM die europäische Wirtschaft belastet, " erklärte Anuj Saush, Leiter des europäischen ESG-Zentrums bei The Conference Board. „Die sechs Warenkategorien, die unter die Rechtsvorschriften fallen, machen 4,95 Prozent aller EU-Einfuhren im Wert von 133,21 Milliarden Euro aus. Unternehmen, die Waren in Länder wie Belgien, Italien und Irland importieren, sollten sich genau überlegen, wie sie die Nachfrage in den nächsten Monaten decken wollen."
Die Auswirkungen werden je nach Herkunft der Einfuhren stark variieren:
- CBAM wurde entwickelt, um die Preislücke zwischen den Einfuhren kohlenstoffintensiver Waren aus Nicht-EU-Ländern, die keine Kohlenstoffpreisregelungen haben, und den in der EU produzierten Waren zu schließen.
- Für Exporte dieser Waren in die EU aus Ländern, die bereits über ein Kohlenstoffpreissystem verfügen, müssen möglicherweise keine Gebühren entrichtet werden je nachdem, wie ihr Kohlenstoffpreis im Vergleich zum Emissionshandelssystem der EU ausfällt.
Informationen zu The Conference Board
The Conference Board ist ein von Mitgliedern betriebener Think Tank, der vertrauenswürdige Einblicke (Trusted Insights) für What's Ahead™ liefert. Gegründet im Jahr 1916, sind wir eine überparteiliche, gemeinnützige Einrichtung, die in den Vereinigten Staaten den Status 501 (c) (3) der Steuerbefreiung besitzt. www.ConferenceBoard.org
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