Bericht des Instituts für Wirtschaft und Frieden: 750 Millionen Menschen weltweit sind von Unterernährung betroffen, wobei der Krieg zwischen Russland und der Ukraine und der Inflationsdruck die Krise voraussichtlich verschärfen werden
LONDON, 18. Oktober 2022 /PRNewswire/ -- Ab heute wird jährlich der Ecological Threat Report (ETR) veröffentlicht, der vom Institute for Economics and Peace (IEP) erstellt wurde und exklusive Forschungsergebnisse aus dem Lloyd's Register Foundation World Risk Poll enthält.
Wichtigste Erkenntnisse:
- Ökologische Bedrohungen wie schnelles Bevölkerungswachstum, Wasserrisiko und Ernährungsunsicherheit werden durch den Klimawandel verschärft und verursachen Massenmigration und Konflikte.
- 56 % der 228 Länder und Territorien, die von der ETR beobachtet werden, stehen einer extremen ökologischen Bedrohung gegenüber.
- In den 40 am wenigsten friedfertigen Länder der Welt werden sich die Bevölkerungszahlen bis 2050 um 1,3 Milliarden erhöhen, was 49 % der Weltbevölkerung entspricht.
- Prognosen bis 2050 zeigen, dass ein Großteil Afrikas südlich der Sahara nicht nachhaltig sein wird, mit einem prognostizierten Bevölkerungswachstum von 95 %, wobei zurzeit schon 738 Millionen Menschen ohne ausreichende Nahrung und alle außer einem Land mit extremem Wasserstress konfrontiert sind.
- Im Jahr 2021 lebten fast 92 % der unterernährten Menschen weltweit in Ländern mit niedrigem bis sehr niedrigem Friedensstatus.
- Seit 2019 ist die weltweite Besorgnis über den Klimawandel um 1,5 % zurückgegangen. Die Bürger in drei der vier am stärksten verschmutzenden Länder zeigen ein geringes Maß an Besorgnis – China, Indien und Russland.
- Luftverschmutzung kostet die Welt jährlich 8,1 Billionen US-Dollar oder 6,1 % des globalen BIP und fordert 6-9 Millionen Menschenleben.
Jedes Jahr analysiert der ETR ökologische Bedrohungen, um zu bewerten, welche Länder am stärksten von Konflikten, Unruhen und Vertreibungen durch Umweltzerstörung und klimabedingten Ereignissen bedroht sind. Das wichtigste Ergebnis des ETR ist, dass ohne konzertierte Maßnahmen das derzeitige Ausmaß der ökologischen Verschlechterung zunehmen wird, bestehende Konflikte sich verschärfen und zu einem Katalysator für neue Konflikte werden, und die Zwangsmigration sich erhöhen wird.
Der Bericht analysiert ökologische Risiken, die gesellschaftliche Widerstandsfähigkeit und die Friedfertigkeit in 228 Ländern und Territorien, 3.638 Verwaltungsbezirken und 250 Städten und bewertet ihre Fähigkeit, ihre Herausforderungen bis 2050 zu bewältigen. Außerdem werden 27 „Hotspot"-Länder1 hervorgehoben, in denen schätzungsweise 768 Millionen Menschen leben, die den schlimmsten ökologischen Bedrohungen ausgesetzt sind und die geringste gesellschaftliche Widerstandsfähigkeit aufweisen. 23 dieser 27 Länder befinden sich in Afrika südlich der Sahara und in der MENA-Region.
Ernährungsstress
41 Länder sind derzeit mit einer schweren Ernährungsunsicherheit konfrontiert, die sich auf die wirtschaftliche Entwicklung, die öffentliche Gesundheit und den sozialen Frieden auswirkt, wobei 830 Millionen Menschen gefährdet sind, von denen 89 % in Subsahara-Afrika leben, gefolgt von MENA mit 49 Millionen. Schwere Ernährungsunsicherheit beschreibt einen Zustand, in dem eine Person ihre Nahrungsvorräte erschöpft hat und ihre Gesundheit, Ernährung und ihr Wohlbefinden ernsthaft gefährdet sind.
Die Zahl der unterernährten Menschen ist seit 2017 kontinuierlich gestiegen und erhöhte sich 2021 um 35 % auf über 750 Millionen Menschen. Es wird erwartet, dass sich das Ausmaß der Unterernährung, bei der der gewohnheitsmäßige Nahrungskonsum einer Person medizinisch unzureichend ist, um sie gesund zu erhalten, aufgrund der zunehmenden ökologischen Verschlechterung, der steigenden Inflation und des Krieges zwischen Russland und der Ukraine verschlimmern wird. Im Jahr 2021 lebten fast 92 % der unterernährten Menschen weltweit in Ländern mit niedrigem bis sehr niedrigem Friedensstatus.
Konflikt und Wasserstress
Ernährungsunsicherheit hängt mit Wasserstress zusammen, der definitionsgemäß vorliegt, „wenn mehr als 20 % der Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben". Ohne ausreichende Wasserversorgung ist es unmöglich, ausreichend Nahrung bereitzustellen. Mehr als 1,4 Milliarden Menschen in 83 Ländern sind heute extremem Wasserstress ausgesetzt. Mehrere europäische Länder werden bis 2040 voraussichtlich unter Wasserstress leiden, darunter Griechenland, Italien, die Niederlande und Portugal.
Die meisten Länder, die bis 2050 voraussichtlich unter einem Anstieg des Wasserstresses leiden werden, befinden sich in Afrika südlich der Sahara und in der MENA-Region. Derzeit sind alle Länder in Subsahara-Afrika bis auf ein einziges Land mit extremem Wasserstress konfrontiert.
Megastädte: zunehmende Umweltverschmutzung und Bevölkerung
Derzeit gibt es 33 Megastädte2, bis 2050 sollen es 47 sein. Die Megastädte, die am ehesten vor den größten Herausforderungen stehen, sind Kinshasa, Nairobi und Lagos. Über 60 % der Megastädte befinden sich in Ländern mit niedrigem Friedensstatus. Sie haben die höchsten Bevölkerungswachstumsraten, die schlechtesten sanitären Einrichtungen, ein höheres Maß an Kleinkriminalität und organisierter Kriminalität und leiden unter einer allgegenwärtigen Luftverschmutzung. Ihnen fehlen jedoch die finanziellen Kapazitäten und die Governance, um diese Herausforderungen angemessen zu bewältigen. Die am stärksten benachteiligten Städte weisen das höchste Bevölkerungswachstum auf, was die prekäre Beziehung zur Nichtnachhaltigkeit unterstreicht.
Luftverschmutzung kostet die Welt jährlich 8,1 Billionen US-Dollar oder 6,1 % des globalen BIP und fordert 6-9 Millionen Menschenleben. Neun Städte weisen mehr als das 20-Fache der von der WHO angezielten maximalen Luftverschmutzung auf, darunter Lahore, Kabul und Agra.
In den 40 Ländern mit dem niedrigsten Friedensstatus werden sich die Bevölkerungszahlen voraussichtlich um 1,3 Milliarden erhöhen, was 49 % der Weltbevölkerung entspricht. Die Länder, die mit den schlimmsten ökologischen Bedrohungen konfrontiert sind, werden die größten Zuwächse verzeichnen, wobei die Bevölkerung Subsahara-Afrikas voraussichtlich um 95 % zunehmen wird.
Steve Killelea, Gründer und Executive Chairman von IEP, sagte:
„Während wir uns der Klimakonferenz COP27 nähern, ist dieser Bericht eine rechtzeitige Erinnerung daran, dass die Kosten vieler bestehender ökologischer Herausforderungen durch den Klimawandel nur noch verstärkt werden.Der derzeitige Ansatz der Welt gegenüber den Ländern, die unter den schlimmsten klimabedingten Problemen leiden, funktioniert nicht; ökologische Bedrohungen nehmen zu und haben systemische Ursachen, die systemische Lösungen erfordern.
Regierungen und internationale Organisationen müssen in den Aufbau langfristiger Widerstandsfähigkeit investieren, um zukünftige ökologische Zerstörung, erzwungene Migration und Konflikte abzuwenden. Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine wirft ein Schlaglicht auf die Auswirkungen des Konflikts in Bezug auf erzwungene Migration, mit bisher 12 bis 14 Millionen Ukrainern, die in die Nachbarländer geflohen sind. Entwicklungsprogramme sollten sich auf Kleinstunternehmen konzentrieren, die Wasser gewinnen, die Landwirtschaft verbessern und sich mit wertschöpfender Produktion beschäftigen. Dies wird das Leben der Menschen verbessern, die am meisten leiden."
Klimabesorgnis
Seit 2019 hat die Besorgnis der Welt über den Klimawandel abgenommen und ist um 1,5 % auf 48,7 % gesunken.3 Regionen, die der höchsten ökologischen Bedrohung ausgesetzt sind, fühlen sich im Durchschnitt am wenigsten vom Klimawandel betroffen. Länder in Subsahara-Afrika und Südasien stufen stattdessen Krieg, Terrorismus, Kriminalität, Gewalt und Lebensgrundlagen als besonders besorgniserregend ein.
Singapur verzeichnete den größten Rückgang der ernsthaften Besorgnis über den Klimawandel, mit einem Rückgang von fast einem Viertel zwischen 2019 und 2021 auf 49,4 %. 13 Länder in Europa verzeichneten einen Rückgang der Besorgnis über den Klimawandel, wobei der größte Rückgang in Belgien zu verzeichnen war. Die Bevölkerung sowohl in Singapur als auch in Belgien war eher besorgt über die Verkehrssicherheit und ihre Gesundheit als über den Klimawandel.
In China, dem größten Umweltverschmutzer der Welt, glaubten nur 20 % der Bürger, dass der Klimawandel ein ernstes Problem sei. Seit 2019 hat dort die Klimabesorgnis um 3 % abgenommen und ist eine der niedrigsten der Welt. Der drittgrößte Umweltverschmutzer, Indien, schnitt mit 39 % schlecht ab, verbesserte sich aber um 3,7 %. Die USA, der zweitgrößte Umweltverschmutzer der Welt, zeigten sich mit 51,5 % etwas besorgter als der globale Durchschnitt.
Naturkatastrophen und Massenmigration
Die Auswirkungen von Naturkatastrophen werden durch den Grad der Widerstandsfähigkeit eines Landes bestimmt. Der asiatisch-pazifische Raum ist die am stärksten von Naturkatastrophen betroffene Region, gefolgt von Afrika südlich der Sahara sowie Mittelamerika und der Karibik. Überschwemmungen sind mit 5.079 Vorfällen seit 1981 die häufigste Naturkatastrophe weltweit. In den letzten zehn Jahren beliefen sich die durchschnittlichen globalen Kosten von Naturkatastrophen auf 200 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Das ist viermal so hoch wie in den 1980er Jahren.
Da Naturkatastrophen immer häufiger auftreten, werden die Gemeinden Schwierigkeiten haben, sich zu erholen, bevor die nächste eintritt. Dies kann zu erzwungener Massenmigration führen. Zu den Zielländern in der EU gehörten Deutschland, Schweden, Österreich und Griechenland, die 2021 über eine Million Flüchtlinge aufgenommen haben.
Im Jahr 2021 gehörten zu den Ländern mit den höchsten durch Konflikte und Naturkatastrophen verursachten Binnenvertreibungen Syrien, Äthiopien, die Demokratische Republik Kongo, Afghanistan und der Südsudan.
Weitere Informationen finden Sie auf economicsandpeace.org und visionofbulary.org.
REDAKTIONELLE HINWEISE
1 Die „Hotspot"-Länder der ETR 2022
- Burundi
- Zentralafrikanische Republik
- Chad
- Republik Kongo
- Somalia
- Südsudan
- Uganda
- Jemen
- Afghanistan
- Angola
- Kamerun
- DRK
- Äquatorialguinea
- Eritrea
- Guinea
- Guinea-Bissau
- Haiti
- Irak
- Nigeria
- Syrien
- Simbabwe
- Libyen
- Mali
- Mauretanien
- Sudan
- Tadschikistan
- Venezuela
2Megastädte sind Städte mit über 10 Millionen Einwohnern.
3 Die weltweite Umfrage „Lloyd's Register Foundation World Risk Poll" ist die erste globale Studie über die Wahrnehmung und Erfahrung von Risiken für die Sicherheit von Menschen. Die Ergebnisse dieser Umfrage von 2021 basieren auf über 125.000 Interviews, die von Gallup in 121 Ländern durchgeführt wurden. Der ETR veröffentlicht exklusive Daten aus der Umfrage – und zwar die Antworten auf die Frage: „Glauben Sie, dass der Klimawandel in den nächsten 20 Jahren eine sehr ernste Bedrohung für die Menschen in diesem Land darstellt?"
Informationen zum Ecological Threat Report (ETR)
Dies ist die 3. Ausgabe des ETR, die 228 unabhängige Staaten und Territorien abdeckt. Der ETR ist insofern einzigartig, als er Resilienzmaßnahmen mit den umfassendsten verfügbaren ökologischen Daten kombiniert, um Licht auf die Länder zu werfen, die zurzeit und wahrscheinlich auch in Zukunft am schlechtesten mit extremen ökologischen Schocks fertig werden.
Methodologie
Der ETR umfasst die neuesten und angesehensten wissenschaftlichen Forschungsarbeiten zu den Themen Bevölkerungswachstum, Wasserstress, Ernährungsunsicherheit, Dürren, Überschwemmungen, Wirbelstürme und steigende Temperaturen. Darüber hinaus verwendet der Bericht das Positive Peace Framework des IEP, um Bereiche zu identifizieren, in denen die Widerstandsfähigkeit wahrscheinlich nicht stark genug ist, um sich an diese zukünftigen Schocks anzupassen oder sie zu bewältigen. Der Bericht stützt sich auf eine Vielzahl von Datenquellen, darunter die Weltbank, das World Resources Institute, die Food and Agriculture Organization, die Vereinten Nationen, den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen, das Internal Displacement Monitoring Centre, den Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen, die Internationale Organisation für Migration und das IEP.
Informationen zum Institute for Economics & Peace
Das IEP ist ein internationaler und unabhängiger Thinktank, der sich dafür einsetzt, den Fokus der Welt auf den Frieden zu verlagern, der als positives, erreichbares und greifbares Maß für menschliches Wohlergehen und Fortschritt angesehen wird. Es hat Büros in Sydney, Brüssel, New York, Den Haag, Mexiko-Stadt und Harare.
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