Neue Studie untersucht Wirksamkeit der Tiefen Hirnstimulation zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit
MINNEAPOLIS, 17. September 2019 /PRNewswire/ -- Das Forschungsunternehmen Functional Neuromodulation hat eine Studie initiiert, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Tiefen Hirnstimulation (THS) bei Patienten mit leichtgradiger Alzheimer-Krankheit zu untersuchen. Die klinische Studie Advance II untersucht die Effektivität der elektrischen Stimulation des Fornix (THS-f) - einer wichtigen Nervenbahn im Gedächtnisschaltkreis des Gehirns - bei Alzheimer-Patienten. Die bisherige wissenschaftliche Forschung deutet darauf hin, dass genau dieser Gedächtnisschaltkreis bereits früh in der Entstehung der Alzheimer-Krankheit betroffen ist.
Die Alzheimer-Krankheit ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung und die weitaus häufigste Ursache einer Demenz, d.h. einer unaufhaltsam zunehmenden Beeinträchtigung von Gedächtnis und weiteren geistigen Fähigkeiten. Heute leiden schätzungsweise 1,7 Millionen Deutsche an Demenz, wobei sich die entstehenden Kosten für die Gesellschaft allein im Jahr 2016 auf über 73 Milliarden Euro beliefen1). Die Alzheimer Demenz stellt im Alter eine der häufigsten Todesursachen dar 2,3). Bisher konnte kein Weg gefunden werden, diese Krankheit zu verhindern, zu heilen oder zumindest zu verlangsamen. Die neue Studie soll nun aufzeigen, ob THS zu einer Besserung bei Patienten mit leichtgradiger Alzheimer-Erkrankung führen kann.
Für die THS werden zunächst in einem neurochirurgischen Eingriff Elektroden in das Gehirn implantiert, welche dann über Kabel mit einem Schrittmacher, ähnlich einem Herzschrittmacher, verbunden werden. Mit diesem medizinischen Gerät werden nach der Operation kontinuierlich milde elektrische Impulse an genau definierte Bereiche des Gehirns abgegeben. Die Therapie ist in der Europäischen Union, USA, und Kanada zur Behandlung der Parkinson-Krankheit, Dystonie sowie essentiellem Tremor zugelassen.
„Die Tiefe Hirnstimulation des Fornix kann experimentell die Aktivität des neuronalen Netzwerks für Gedächtnis steigern und auch die neuronale Aktivität damit verbundener anderer Hirnregionen erhöhen. Die Ergebnisse der ADvance II-Studie sollen uns helfen zu erkennen, ob dieses Verfahren auch bei betroffenen Patienten die neuronale Aktivität zielgerecht positiv beeinflussen und dadurch zu besseren klinischen Effekten bei leichtgradiger Alzheimer-Erkrankung führen kann", kommentierte Professor Lutz Frölich, Gerontopsychiater am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim.
Bei der ADvance II-Studie handelt es sich um eine randomisierte, kontrollierte und doppelblinde Studie, die bis zu 210 Probanden umfassen soll. In die Studie eingeschlossen werden Patienten, die an einer leichtgradigen Alzheimer Demenz leiden, und über 65 Jahre alt sind. Die Studie wird sowohl in Deutschland, den USA und Kanada durchgeführt.
Erster Studienpatient implantiert
Nun wurde der erste Patient am Barrow Neurological Institute in Phoenix (Arizona, USA) in die Studie eingeschlossen und mit zwei direktionalen THS Elektroden (CartesiaTM, Boston Scientific) sowie einem Neurostimulator (Vercise™ PC, Boston Scientific) implantiert. Die Elektroden übermitteln leichte Stromimpulse in das Gehirn, um den Fornix als wichtige Struktur eines neuronalen Netzwerks für Gedächtnis zu stimulieren.
"Es besteht dringender Bedarf neue Wege bei der Behandlung der Alzheimer Erkrankung einzuschlagen. Pharmakologische Therapien haben bisher einen sehr begrenzten Nutzen gezeigt. Die THS ist eine vielversprechende Alternative zu medikamentösen Therapieansätzen und weist bei anderen neurologischen Erkrankungen eine historische Erfolgsgeschichte vor. Basierend auf den ermutigenden Ergebnissen der Phase-II-Studie haben wir eng mit einer Gruppe von wissenschaftlichen und klinischen Experten sowie mit Zulassungsbehörden zusammengearbeitet, um die ADvance II- Studie zu entwickeln und mit dieser festzustellen, ob die THS-f ein neuer Ansatz zur Behandlung dieser verheerenden Krankheit sein kann", sagte Todd Langevin, CEO von Functional Neuromodulation.
Die ADvance II-Studie baut auf den Ergebnissen der vorangegangenen Advance I -Studie auf, die eine positive Wirkung der THS-f bei Patienten ab 65 Jahren nahelegt. Die Ergebnisse dieser Studie führten Ende 2017 auch zur Vergabe eines CE-Zertifikates der THS-f für Patienten mit leichter Alzheimer-Krankheit in Europa.
Über die ADvance II-Studie
Die Studie wird von Professor Jürgen Voges, Universitätsklinik Stereotaktische Neurochirurgie, Universität Magdeburg, Professor Constantine Lyketsos, Lehrstuhl für Psychiatrie am Johns Hopkins Bayview Medical Center, Baltimore, Maryland, USA und Professor Andres Lozano, Neurochirurgische Klinik an der University of Toronto, Ontario, Kanada, geleitet. Weitere Informationen zur Advance II-Studie finden Sie unter www.fxneuromod.com, www.advancestudy4ad.com und https://studykik.com/4010435-alzheimer-studie.
Die Advance II-Studie wird derzeit an zehn Zentren in den USA, Kanada und Deutschland durchgeführt. Zu den deutschen Standorten gehören z. Zt. die Universitätskliniken in Berlin, Kiel, Köln, Magdeburg, München und Würzburg
Über die Tiefe Hirnstimulation
Für die THS werden zunächst in einem neurochirurgischen Eingriff Elektroden in das Gehirn implantiert, welche dann über Kabel mit einem Schrittmacher, ähnlich einem Herzschrittmacher, verbunden werden. Mit diesem medizinischen Gerät werden nach der Operation kontinuierlich milde elektrische Impulse an genau definierte Bereiche des Gehirns abgegeben. Die THS-Therapie ist in Europa bereits seit 1993 etabliert. Heutzutage sind die wichtigsten zugelassenen Indikationen für die THS- Therapie in den USA, Kanada und der Europäischen Union die Parkinson-Krankheit, die Dystonie sowie der essentielle Tremor. Im November 2017 hat das Unternehmen Boston Scientific die CE-Zulassung für die THS-f bei leichtgradiger Alzheimer-Erkrankung erhalten. Mittlerweile wurden mehr als 150.000 Menschen weltweit mit der THS behandelt.
Über Functional Neuromodulation Ltd.
Functional Neuromodulation wurde 2010 gegründet und widmet sich der Anwendung sowie der Weiterentwicklung von Therapien zur THS, um das Leben von Menschen mit Alzheimer und anderen Gedächtnis- und kognitiven Störungen zu verbessern. Das Unternehmen wurde von Genesys Capital, Foundation Medical Partners und Boston Scientific finanziert.
1) Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2019 Aug;62(8):981-992.
2) Heron, M. Deaths: Leading causes for 2014. National vital statistics reports 2016; 65(5).
3) Alzheimer's Association 2016 Alzheimer's disease facts and figures. Alzheimer's Dement 2016; 12(4):459-509.
Foto - https://mma.prnewswire.com/media/996712/BSCI_Partial_Sys_Bty_003_4.jpg
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