Medscape Report: Corona-Krise verstärkt psychische Probleme bei Ärzten. Rund 55 % der befragten deutschen Ärzte leiden unter depressiven Verstimmungen, Burnout-Symptomen oder beidem.
MÜNCHEN, Deutschland, 10. November 2020 /PRNewswire/ -- Der aktuelle Medscape Report zum Thema „Burnout und Depressionen bei Ärzten in Deutschland 2020" zeigt deutlich: Die Corona-Krise stellt Mediziner nicht nur vor berufliche Herausforderungen, sondern hat auch deren psychische Belastung deutlich verstärkt. .Demnach berichteten 55 % der befragten Ärzte über Gefühle körperlicher, emotionaler und mentaler Erschöpfung – und damit 10 Prozentpunkte mehr als in einer ähnlichen Umfrage im Jahr 2018. Die Hälfte der von Burnout Betroffenen (50 %) gab an, dass sich ihre Symptome durch die Corona-Pandemie verstärkt haben. Weitere Informationen unter:http://medscape.com/de-report-burnout-2020
An der Umfrage nahmen 1.130 bei Medscape registrierte Ärzte teil. Sie beantworteten im Zeitraum zwischen Juni und August 2020 einen ausführlichen Online-Fragbogen. Etwa je die Hälfte davon arbeitet in Deutschland als Klinikarzt oder in einer Praxis.
Arbeitssituation als Hauptursache für depressive Symptome Die Ergebnisse der Medscape-Umfrage verdeutlichen, dass durch die Corona-Virus-Pandemie die psychischen Belastungen der Ärzte nochmals gestiegenen sind. 26 % der Mediziner gaben an, dass sie manchmal unter depressiven Verstimmungen leiden, 15 % unter Burnout-Symptomen, 14 % wählten beide Antwortmöglichkeiten aus. Viele der Befragten nannten zudem Schlafstörungen als Problem. Der Anteil der Ärzte mit psychischen Problemen lag demnach insgesamt bei 55 %.
Lediglich 45 % der Teilnehmer antworten, unter keinen der genannten psychischen Symptome zu leiden. Noch im Jahr 2018 bezeichneten sich 35 % als frei von psychischen Symptomen. Der Anstieg von 10 Prozentpunkten offenbart einen besorgniserregenden Trend zur psychischen Verfassung der deutschen Ärzte. 23 % der Befragten hatten in der Vergangenheit sogar bereits Suizidgedanken.
Für Claudia Gottschling, Editorial Director von Medscape Deutschland,, untermauern die Umfrage-Ergebnisse die Berichte über die angespannten Arbeitsbedingungen in Praxen und Kliniken:
„Unsere Umfrage zeigt eindrucksvoll, welchen hohen Preis das medizinische Fachpersonal persönlich für die zusätzliche Arbeitsbelastung und den psychischen Stress in Pandemie-Zeiten zahlen muss. Die Aussagen dokumentieren aber auch detailliert, was sich Ärzte von uns allen wünschen, damit sich ihre Situation und damit auch die der Patienten verbessert – mehr Unterstützung und Anerkennung."
Als Ursache ihrer psychischen Belastung gaben 56 % der Ärzte, die unter depressiven Symptomen litten, ihre Arbeitssituation an. Jeder Zweite der Befragten (50 %) mit Burnout gab an, dass sein Burnout-Gefühl durch die Corona-Pandemie verstärkt wurde. Bei 40 % blieb es gleich – für jeden Zehnten führte die Krise hingegen zu einer Entlastung. Als konkrete Wünsche in Zeiten der Corona-Krise erhofften sich 42 % der Befragten mehr moralische Wertschätzung für ihre Arbeit, eine Bonuszahlung wäre für 23 % wünschenswert.
Psychische Probleme haben Auswirkungen auf die Behandlungsqualität Die Auswirkungen von Depressionen bei Ärzten bekommen auch Patienten zu spüren. Fast jeder Zweite (47 %), unter den Befragten die mit Depressionen zu kämpfen hatten, gab an, weniger motiviert und geduldig im Umgang mit seinen Patienten zu sein. 18 % berichteten zudem, Fehler zu machen, die sie normalerweise nicht machen würden. Nur jeder dritte betroffene Arzt (33 %) gab an, dass sich seine psychischen Probleme nicht auf das Verhältnis zu seinen Patienten auswirken. Im Umfragezeitraum 2018 waren es noch 41 %. Die negativen Auswirkungen auf die Patienten durch psychische Probleme bei Ärzten haben demnach ebenfalls zugenommen.
Die wichtigsten Ergebnisse:
Psychische Probleme: Mehr als jeder zweite Arzt hat psychische Probleme. 15 % der Befragten gaben an, bei sich selbst Burnout-Symptomen festzustellen, 26 % leiden manchmal depressive Verstimmungen, 14 % haben beides.
Ursachen einer Depression: Hauptursache einer Depression ist der Job mit 56 %, die finanzielle Situation ist mit 13 % auf Platz zwei weit abgeschlagen.
Wichtigste Stressoren am Arbeitsplatz: Die Verwaltung und Dokumentation der Arbeit (44 %) sowie Überstunden (42 %).
Auswirkungen einer Depression auf das Arzt-Patienten-Verhältnis: 47 % der Ärzte, die mit Depressionen zu kämpfen haben, gaben an, weniger motiviert und geduldig im Umgang mit Patienten zu sein. 18 % berichteten zudem, Fehler zu machen, die sie normalerweise nicht machen. 33 % waren der Ansicht, dass sich die psychischen Probleme nicht auf das Verhältnis zu seinen Patienten auswirken.
Fast jeder vierte Arzt gibt an, dass er schon einmal Suizidgedanken hatte.
Weitere Informationen zu Themen wie der Einstellung der Ärzte zur Coronakrise, ihre Sicht auf mögliche Wege aus dem Burnout sowie Einstellung zu Sport und Genussmitteln finden alle Interessierte unter: http://medscape.com/de-report-burnout-2020
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