Historische Bildung in Europa: Auf der Suche nach gemeinsamen Werten
WARSCHAU, Polen, 16. Oktober 2023 /PRNewswire/ -- Geschichte als steter Ratgeber der Gegenwart: Das Europäische Netzwerk Erinnerung und Solidarität (ENRS) reflektiert im Humboldt Forum in Berlin die Lehren, die wir aus der Vergangenheit ziehen können.
Das Europäische Netzwerk Erinnerung und Solidarität organisiert das am 16. und 17. Oktober im Humboldt Forum, Berlin, stattfindende Event "What's the point of history… if we never learn?" Dialogue, Remembrance and Solidarity in Europe. New Challenges for Public History and Historical Education.
Der Titel des bevorstehenden internationalen Forums, "What's the point of history… if we never learn?/ Was nützt uns Geschichte… wenn wir nie aus ihr lernen?", wurde von einem Rap-Text inspiriert, den Jugendliche während des ENRS-Projekts "Sound in the Silence" in Gusen verfasst haben. Direktor Rogulski erklärt: "Was nützt diese Geschichte, wenn wir nicht viel lernen? Ob wir wirklich wenig lernen, ist ein anderes Thema, aber wenn die jüngere Generation so denkt, dann müssen wir uns dieser Frage stellen."
In einer Zeit, in der Europa erneut von Konflikten heimgesucht wird, fast acht Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und zweieinhalb Jahrzehnte nach den schmerzlichen Jugoslawienkriegen, ist diese Frage aktuell wie noch nie. Der russische Angriff auf die Ukraine hat unsere vermeintliche Sicherheit und unsere Gewissheit, die richtigen Lehren aus der Vergangenheit gezogen zu haben, erschüttert.
Es ist deutliche, dass trotz gemeinsamer europäischer Werte regionale und nationale Erfahrungen in Europa oft zu Spannungen führen. Unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen haben kontroverse historische Narrative, die unsere Wahrnehmung der Gegenwart und die politische Landschaft in Europa beeinflussen. Die Politik der einzelnen Staaten in Bezug auf die Geschichtsaufarbeitung steht im ständigen Austausch mit den Erinnerungspraktiken der Zivilgesellschaft. Manchmal scheint sogar die Vision einer gemeinsamen europäischen Vergangenheit, die als Grundlage für eine handlungsfähige europäische Gemeinschaft dienen könnte, in Frage gestellt zu werden. Kann angesichts der Unterschiede in unseren Erfahrungen und Erzählungen überhaupt ein gemeinsames Erinnern stattfinden? Wie müssen sich die europäischen Erinnerungspraktiken und die historische Bildungsarbeit angesichts der komplexen Migrationsbewegungen der letzten Jahre weiterentwickeln?
Das bevorstehende Forum widmet sich dieser Vielfalt der Perspektiven in Europa und den Herausforderungen in Bezug auf Geschichtsvermittlung im öffentlichen Raum sowie in der Bildung. Im Vordergrund steht eine gemeinsame Auseinandersetzung mit der europäischen Vergangenheit und ihrer Bedeutung für unsere gemeinsamen Werte. Das ultimative Ziel ist die Förderung einer Kultur des Erinnerns, die Unterschiede respektiert, nach Gemeinsamkeiten sucht und durch offenen Dialog die Verständigung und Solidarität in Europa stärkt.
ENRS widmet sich seit 2005 der Erforschung, Dokumentation und Verbreitung der Geschichte des 20. Jahrhunderts in Europa, insbesondere der Diktaturen, Kriege und Unterdrückung.
Weitere Informationen zum Forum finden Sie unter: https://enrs.eu/project/what-s-the-point-of-history-if-we-never-learn
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